Heute besprechen wir das Buch Wolkenschattenspiele von Helmut Manthey, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die literarischen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Wolkenschattenspiele von Helmut Manthey, erschienen beim Verlag Europa Buch, handelt von einer Reise in die Vergangenheit und von einer Entdeckung einer geheimen Leidenschaft, die die Zeit verborgen hielt.
Die Hauptfiguren des Romans sind Fiona Nissen, Benno – ein wissensdurstiger Geschichtsstudent– und Patty, eine lebenslustige Amerikanerin. Das Geschehen hinter dem Horizont, der ‚Zeitgeist‘ des Festlandes, verdüsterte die Wolkenschattenspiele der Halligkinder. Während Fiona hierüber bereitwillig Auskunft gibt, kommen Benno und Patty einem Geheimnis der Friesin auf die Spur. Aber nicht nur Fiona, auch die Amerikanerin scheint etwas zu verbergen. Um mehr darüber zu erfahren, hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen bestimmen das Buch?
Es geht um Zeitgeschichte, Jugendträume, große Liebe und großes Leid. Schauplatz ist eine Hallig in der Nordsee. Fernab vom Festland bleiben deren hundertfünfzig Bewohner nicht von Faschismus und Krieg verschont. Die Friesin Fiona Nissen und ihr bewegendes Schicksal stehen im Mittelpunkt. Den erzählerischen Rahmen bildet das Interviewprojekt eines Geschichtsstudenten, der auf Hooge seine eigene Liebesgeschichte mit Patty, einer Amerikanerin, erlebt. Zwischen der mittlerweile 88jährigen Fiona und den jungen Leuten entwickelt sich eine Beziehung, die Rätsel aufgibt.
Warum haben Sie sich entschlossen, ein Buch darüber zu schreiben?
Hooge, ein Eiland in der Nordsee, interessierte mich von Kindesbeinen an. Umgeben vom tosenden Meer bot es seit jeher Heimat für einen besonderen Menschenschlag. Die Hallig liegt rund 20 Kilometer vom Festland entfernt, gleichwohl durchlebten vor achtzig Jahren auch die 150 Einwohner die Schrecken der Nazi-Herrschaft und des Krieges. Viel erfuhr ich über meine Mutter, die auf Hooge geboren wurde. Ergänzt um eigene Recherchen bildeten ihre Erzählungen eine Quelle für den Roman.
Welche Eigenschaften haben die Charaktere und was ist entscheidend für ihre Entwicklung?
Fiona, die Hauptperson, möchte die spezifische Etappe in der Geschichte der Hallig nicht in Vergessenheit geraten lassen. Offen und zugewandt vertraut sie sich Benno, einem Geschichtsstudenten, und der Amerikanerin Patty an. Anfangs gibt sie bereitwillig Auskunft, doch versagt ihre Stimme, sobald das Interview sich einem tragischen Lebensgeheimnis nähert.
Benno, ein ebenso wissensdurstiger wie romantischer Student aus Bremen, sieht sich als Aufklärer im Dienst der historischen Wissenschaft. Zunächst scheint sein Eifer nur dem Projekt zu dienen, doch als er sich in Patty verliebt, gerät sein Zeitplan durcheinander. Er fragt einen alten Hooger um Rat, freundet sich an und erfährt durch Tade, was Fiona ihm verschweigt.
Patty, eine draufgängerische Pferdehalterin und Germanistikstudentin aus Kalifornien, kellnert in der Gaststätte. Es ist keineswegs nur das Interesse an besseren Deutschkenntnissen, was sie auf die norddeutsche Hallig getrieben hat. Auch sie scheint Benno etwas zu verheimlichen. Mit großer Sympathie für Fiona mischt sie sich in Bennos Projekt ein.
Wie ist es Ihrer Meinung nach möglich, sich vom herrschenden Zeitgeist abzugrenzen und eine eigene Oase zu finden? Was passiert, wenn der Zusammenprall mit der äußeren Realität stattfindet?
Ich solidarisiere mich mit einem Zeitgeist, der die Bejahung von Freiheit und Demokratie, Humanismus und Friedenserhalt umfasst. In Deutschland wurden Konsequenzen aus der geschichtlichen Katastrophe des Nationalsozialismus gezogen. Davon ist vieles in das heutige Verständnis menschlichen Zusammenlebens und gesellschaftlicher Konfliktaustragung eingeflossen. Zum Glück möchte ich sagen. Meine persönlichen Zufluchtsorte finde ich in meiner Ehe, in unserem Garten, beim Fotografieren und beim Schreiben. Dann, beim Schreiben, versinke ich in eine andere Welt und benötige keinen Kontakt zur äußeren Realität.
Wie war Ihre Erfahrung als Autor mit Europa Verlag? Würden Sie es wieder tun? Planen Sie, weitere Bücher zu schreiben?
Ich habe schon gemerkt, dass jemand im Europa Verlag an mich glaubt. Auf meine vielen Änderungsvorschläge wurde wohlwollend eingegangen. Das Lektorat führte ich allerdings in Eigenregie durch. In Deutschland hätte ich es als „Newcomer im Rentenalter“ nicht in den Buchmarkt geschafft. Das empfinde ich als großartig und dafür bedanke ich mich sehr!
Die positiven Erfahrungen wurden und werden jedoch getrübt durch ein Kommunikationsdefizit und durch für mich nicht verständliche Lieferprobleme. Das mag vielleicht mit dem neuen Auftritt des Verlags auf dem deutschen Buchmarkt zusammenhängen. An letzterem Punkt arbeite ich gemeinsam mit Buchhändlern, die mich in Norddeutschland unterstützen.
Ich habe eine Idee für einen neuen in der Gegenwart spielenden Roman, wieder im Wattenmeer. Falls die Fertigstellung gelingt, würde ich mich sowohl an den Europa Buch Verlag als auch an deutsche Verlage wenden.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Themen auf den Kern zu bringen. Wolkenschattenspiele von Helmut Manthey, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden und lässt uns auf eine literarische Reise gehen, an deren Ende wir uns bewusst werden, wie wichtig Freiheit und Demokratie sind.