Heute besprechen wir das Buch Unspektakulär oder: Warum ich nicht Bundeskanzler geworden bin von Lutz Henner Richter, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die literarischen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Unspektakulär oder: Warum ich nicht Bundeskanzler geworden bin von Lutz Henner Richter, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist ein klares und reichhaltiges Zeugnis der Existenz- und Arbeitsphasen des Autors. Die Leserinnen und Leser werden nicht nur Freude an der Lektüre dieses Textes haben, sondern auch nützliche Lektionen zu aktuellen Themen erhalten.
Um mehr darüber zu erfahren, ist hier das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen bestimmen das Buch?
Es handelt sich um die Beschreibung wesentlicher Stationen meines Lebens. Dazu gehört auch die Zeit vor meinem Leben, letztlich also das Leben meiner Mutter in Odessa und die Umsiedelung nach Leipzig, also dem Geburtsort meiner Großmutter. Es folgt unser Leben in Wittenberg, die Schulzeit dort, die Ausbildung an der Universität Leipzig mit dem Umweg eines praktischen Jahres in der Braunkohle. Beschrieben wird das Berufsleben (Lehrer), der Armeedienst und danach meine berufliche Fortbildung (Dissertation, Habilitation). Meiner dreijährigen Lektorentätigkeit in Bamako (Republik Mali) folgten weitere drei Jahre an der Universität Paris. Mit der Wende 1989 verlor ich meine Arbeit und arbeitete seit 1992 als freiberuflicher Mitarbeiter des Goethe-Instituts mit sehr unterschiedlichen Aufgaben (Seminarleiter in Deutschland, Frankreich und vor allem Russland, Testautor, Gutachter und Korrektor im Rahmen eines Fortbildungsprogramms für Deutschlehrer).
Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit von anderen zum gleichen Thema?
Unterschiede zu ähnlichen Themen ergeben sich naturgemäß daraus, dass eine solche Lebensbeschreibung ohne Mitmenschen nicht denkbar wäre, und Menschen sind nun einmal sehr unterschiedlich. Die oben genannten Themen sind ja immer in bestimmte politische Themen eingebunden, entsprechend verschieden reagieren unsere Zeitgenossen auf alle Lebensstationen. Da mein Leben sich stark um Leipzig rankte, ist der Bericht meist aus der Sicht der einstigen DDR geprägt. Freilich sollte das Bestreben deutlich werden, politische Beziehungen beispielsweise zu Frankreich aus historischer Sicht zu erklären. Nun, da die autobiografischen Erfahrungen gedruckt vorliegen, ist es dem Autor aber auch fraglich, ob es immer gelungen ist, die Balance in der Kritik am System der DDR immer herzustellen.
Was möchten Sie den Leserinnen und Lesern vermitteln?
Auch wenn mehr als dreißig Jahre seit dem Mauerfall vergangen sind, die Sichtweisen auf die Lebensverhältnisse in den beiden getrennten Staaten bleiben unterschiedlich. Die eigentliche Absicht war zu zeigen, warum sich das Leben insbesondere in der DDR in einer solchen Weise entwickelte. Meine Biografie macht deutlich, dass man zwar Einfluss nehmen kann auf das eigene Leben, dass aber andererseits bestimmte Parameter dieses Leben grundsätzlich bestimmen. Denen kann man sich anpassen, denen kann man sich aber auch widersetzen. Das ist letztlich mit dem Untertitel gemeint, auch wenn meinerseits in den kühnsten Träumen nie die Absicht bestand, Konkurrent von Angela Merkel werden.
Was denken Sie über die Fähigkeit der Politik im Allgemeinen, die Gesellschaft, in der wir leben, wirklich zu verändern? Was halten Sie von der aktuellen Politik?
Man muss ja unterscheiden. Ich habe halt mehrere Gesellschaftssysteme erlebt. Die DDR hat ihren Anspruch, eine gerechtere Welt zu erschaffen, im Laufe ihrer Existenz mehr und mehr verspielt, auch weil immer deutlicher wurde, dass die eigentliche Philosophie einer sozialistischen Gesellschaft, „der Mensch ist gut“, zum Scheitern verurteilt ist. Natürlich hat der kalte Krieg zwischen den Systemen dazu beigetragen; der Wunsch, „im Wohlstand zu leben“ hat sich überall durchgesetzt bzw. setzt sich weiterhin durch. In Mali konnte ich das selbst erleben. Wie hat man die Unabhängigkeit ersehnt, doch wie schnell hat sich dieses Wunschdenken verändert. Frankreich ist lange von er Geisteshaltung „links“ geblieben, jedoch auf Grundlage nicht nur kolonialer Ausbeutung. Politik will die Welt nicht grundsätzlich verändern, verbessern. Sie ist ein Mittel, die Machtverhältnisse zu zementieren, das hat die einstige Politführung der DDR mit allen Mitteln versucht, das ist letztlich auch das eigentliche Thema der letzten Bundestagswahlen gewesen. Freilich wird dabei immer wieder das Wohl des Menschen, des Wählers, vorgeschoben. Auch die unsägliche Diskussion um die Maßnahmen zur Corona-Epidemie gehören dazu.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Planen Sie, weitere Bücher zu schreiben?
Die Erfahrungen mit dem Europa-Verlag waren durchweg positiv. Überrascht war ich schon, dass der Verlag Interesse am Thema zeigte und angenehm war, dass sich das gesamte Verfahren letztlich reibungslos abwickelte. Geplant ist meinerseits, einen Roman zur Geschichte Malis zu veröffentlichen. Im Mittelpunkt soll dazu Sundjata Keita stehen, der im 13. Jahrhundert ein Riesenreich von der Atlantikküste bis zum Zentrum der Sahara gründete. Auch hier sollten die Gedanken zur Rolle der Politik (Frage 4) im Zentrum stehen.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Themen auf den Kern zu bringen. Unspektakulär oder: Warum ich nicht Bundeskanzler geworden bin von Lutz Henner Richter, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden. Der Autor erzählt uns von seinem vielseitigen und sehr abwechslungsreichen Werdegang in der DDR und in verschiedenen anderen Ländern, in denen er wertvolle Erfahrungen sammeln konnte.