Heute besprechen wir das Buch ÜBERLEBEN von Wolfgang Kügel, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
ÜBERLEBEN von Wolfgang Kügel, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist eine Sammlung von 13 Geschichten, die meist von einem entscheidenden Moment handeln, das Leben entweder zu verlieren –im übertragenen oder ganz konkreten Sinn –oder es in neue Bahnen zu lenken.
Dabei spielen zufällige Begebenheiten eine folgenreiche Rolle. Es bleibt uns überlassen, dahinter Zusammenhänge zu vermuten, die mal so, mal anders ausfallen und sich unserer Beeinflussung entziehen.
Hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen und Inhalte werden von Ihnen in dem Buch angesprochen?
Die Geschichten behandeln auf unterschiedliche Weise, wie das Leben mit einem umgeht, wie es zu deuten und womöglich zu gestalten ist. Das Buch besteht aus dreizehn Geschichten. Jede Story hat einen eigenen Plot. Im Mittelpunkt stehen Personen mit ihren jeweils spezifischen Ansichten und Gedanken. Oft geht es um einen entscheidenden Moment, der ihr Leben verändern wird. Dabei spielen gesellschaftliche und politische Entwicklungen ebenso hinein wie der Zufall.
Und hier sind wir bei der Kernfrage: Was an unseren Schicksalen beruht überhaupt auf eigenen Entscheidungen? Aller unser Leben besteht aus einer unablässigen Abfolge von Zufällen: eine Allerweltsweisheit. Doch geschieht, was wir als Zufall bezeichnen, wirklich zufällig? Seit langem gilt, dass alles mit allem zusammenhängt: eine unentwirrbare Verstrickung von Ursachen, die vielleicht gar keine sind, mit Wirkungen, die möglicherweise anderswoher kommen.
Was bedeutet das für unser alltägliches Leben? Heißt es nicht, dass ein jeder selbst verantwortlich sei für sein Leben, ob es Erfolg hat oder Misserfolg? Will man nicht sein Leben selbst gestalten, anstatt Spielball des Zufalls zu sein? Doch kann man diese uns gesellschaftlich abverlangte Forderung auch hinterfragen. Nicht im Sinne eines laissez faire, sondern mit dem Ziel, angesichts einer auf verschiedene Weise mehrfach ausdeutbaren Wirklichkeit etwas mehr Nachsicht zuzulassen.
Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Was möchten Sie ihm oder ihr vermitteln?
Die Geschichten in diesem Buch könnten insbesondere jene interessieren, die aufgrund eigener Erfahrungen oder infolge von Ereignissen, sei es im privaten Umfeld oder auf gesellschaftlicher, gar globaler Ebene, nach Anregungen suchen, eingefahrene Verhaltensweisen oder vorgegebene Interpretationen zu hinterfragen. Es sind unterhaltsame, skurrile, lyrische, ironische, auch humorvolle Geschichten, die sich so nicht zugetragen haben, die es aber geben könnte. Ich will weder belehren noch Anlass geben, dies oder jenes zu tun oder zu unterlassen. Die Geschichten sind eine Einladung, Dinge anders zu erfahren und wahrzunehmen als üblich.
Nur noch ein kurzer Nachtrag: Meiner Ansicht nach gibt es keinen belletristischen Text, der von jemandem unbedingt gelesen werden sollte. Wer gerne Geschichten liest, liest sie. Andere bevorzugen Sachbücher. Beides verträgt und ergänzt sich bestens.
Was war Ihr Ziel beim Schreiben dieses Buches?
Es ging mir darum, Geschichten zu erzählen, unterschiedliche Ansichten, Verhaltensweisen, Gedanken auszudrücken und diese zur Diskussion zu stellen. Niemand schreibt aus eigenem Antrieb für die Schublade.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Ich habe mich in erster Linie um eine präzise Sprachgestaltung und eine geschickt aufgebaute Entwicklung der Geschehnisse bemüht. Es gibt Anklänge an die klassische amerikanische Kurzgeschichte, ein, zwei der Geschichten nähern sich der Novelle.
Sprache, Stil, genauer die Mittel erzählender Prosa, die ich in den Geschichten verwende, sind unterschiedlich. Sie richten sich nach dem Thema und danach, was ich beabsichtige, auszudrücken. Es gibt Geschichten, die mehr lyrisch, poetisch sind, andere sind knapp und präzise. In der letzten Geschichte geht es gar nicht um literarische Ästhetik, sondern um Rhetorik.
In einigen Geschichten habe ich bewusst eine gewisse Künstlichkeit der Szenerie gewählt: Personen- und Ortsangaben sind im Grunde austauschbar. Städte mit bekannten Namen liegen nicht unbedingt dort, wo sie in den Atlanten verzeichnet sind. Hier werden Schicksale zum Ausprobieren angeboten, eine Gegenwelt, die man beim Lesen individuell ausdeuten kann.
In einer der Geschichten geht es um das Thema Selbstmanipulation, in einem Dialog, der nur halbseitig wiedergegeben wird. Hier lässt eine Person in geradezu unwiderstehlicher Weise seine Hirngespinste auf eine andere los, um sie für eigene Zwecke zu benutzen.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Schreiben Sie derzeit an einem neuen Buch?
Die Zusammenarbeit mit Europa Buch empfand ich als professionell, einfühlsam und zielführend. Jederzeit mit einem engagierten Team zusammenarbeiten zu dürfen, war ausgesprochen angenehm, hilfreich und motivierend.
Momentan schreibe ich an weiteren Kurzgeschichten und an einem Roman.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. ÜBERLEBEN von Wolfgang Kügel, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden, weil das neue Perspektiven und Wahrnehmungsmöglichkeiten eröffnet.