Heute besprechen wir das Buch Psychogramm eines Verliebten von Jan Münster, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Psychogramm eines Verliebten von Jan Münster, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist ein Logbuch, welches vom Prozess der Wiedergeburt nach dem Ende einer Liebesbeziehung erzählt. Nach dem Ende einer intensiven und euphorischen Liebesbeziehung zu seiner Arbeitskollegin Sophie, befindet sich Hendrik in einem Status der Limerenz – er schafft es nicht, Sophie selbst und ihre gemeinsame Vergangenheit loszulassen. Er ist gezwungen, Sophie – und somit der Quelle seines Leidens – täglich bei der Arbeit ins Gesicht zu blicken, wodurch es unmöglich scheint, mit der verlorenen Liebe abzuschließen. Nach einer Rucksacktour auf die griechischen Kykladen beginnt er schließlich, seine Gedanken und Gefühle in Form eines Logbuchs aufzuschreiben.
Hendrik befindet sich in einem Zustand der Verzweiflung, vermischt mit überschäumender Lebensfreude eines Verliebten. Trotz dieser inneren Zerrissenheit versucht er jedoch, sich nicht auf die dunkle Seite des Schmerzes ziehen zu lassen.
Wird er es schlussendlich schaffen, Sophie endlich gehen zu lassen? Wird ihm der Neuanfang gelingen?
Welche Themen bestimmen Ihr Buch?
Liebe, Erotik, Euphorie, aber auch Schmerz, Trauer und Selbstzweifel ziehen sich in unterschiedlichen Facetten durch das gesamte Buch. Letztlich geht es um die Selbstfindung eines Mittvierzigers, der sich in nahezu allen Lebensbereichen in eine Sackgasse manövriert hat. Wie so oft in solchen Extremsituationen, hilft nur ein großer Befreiungsschlag. Die Befreiung ist schmerzhaft – im übrigen psychisch und körperlich – und gewaltig. So gewaltig, dass ein nach außen geordnetes Leben einmal komplett auf den Kopf gestellt wird. Doch selbst in die dunkelsten Tage mischen sich immer wieder helle Momente. Es ist die Geschichte vom brutalen Ende einer Amour Fou – und von einem Neuanfang, wie er aufrechter nicht sein könnte. Kurzum: In Psychogramm eines Verliebten geht es um all das, was das Leben ausmacht. Und es geht darum, wie sehr ein Mensch an einer Lebenskrise wachsen kann.
Welches sind die Hauptcharaktere? Wie verändern sich diese im Laufe des Buches und warum?
Hendrik ist der tragische Held dieses Buches. Er ist eine intensive Liebesbeziehung mit Sophie eingegangen und will nicht wahrhaben, dass die Liaison zu Ende ist. Sophie schaltet per Knopfdruck ihre Gefühle aus, Hendrik kämpft um sie. Mit fatalen Folgen: Denn sie verschließt ihr Herz mehr und mehr, und so verwandelt sich eine große Liebe zu einem Fluch für beide. Hendrik ist gezwungen, sich auf eine innere Reise durch seine angeschlagene Psyche zu begeben. Zunächst wird sein Weg immer dunkler, bevor sich im Laufe des Buches immer mehr positive Momente breit machen – selbst dann, als Hendrik unter den körperlichen Schmerzen eines Bandscheibenvorfalls leidet. Letztlich wird eine Operation zum Wendepunkt der Geschichte. Sophie verkörpert die Femme fatale, die Hendrik durch ihre Unbeschwertheit und Freizügigkeit in ihren Bann gezogen hat. Auch sie verändert sich, denn Sophie verschließt sich im Laufe der Geschichte immer mehr und alle Kommunikationsversuche prallen an ihrem dicken Schutzpanzer ab.
Was möchten Sie den Leserinnen und Lesern vermitteln?
Das Buch enthält viele unterschiedliche Botschaften. Etwa, dass die Liebe magische Kräfte entfalten kann, die von einer schier überirdischen Euphorie bis zur unendlichen Tiefe eines schwarzen Loches reichen. Die Leserinnen und Leser erhalten einen ungefilterten und nicht alltäglichen Einblick in die Psyche eines Verliebten. Sie sind hautnah dabei, wenn die Gedanken des Protagonisten unkontrolliert zwischen Euphorie und Verzweiflung hin und her tanzen. Trotz der Verzweiflung, von der Hendrik oft heimsucht wird, gibt das Buch Orientierung, wie sich eine Kämpferseele mit Geduld und Beharrlichkeit aus einem emotionalen Sumpf ziehen kann. Die Liebe ist ein Geschenk des Himmels, sie kann jedoch auch die Wirkung einer toxischen Droge entfalten, wenn man die Kontrolle verliert. Die vielleicht wichtigste Botschaft des Buches: Es sind die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen und man kann lernen, diese bewusst wahrzunehmen. Zudem spielen sexuelle Erfahrungen in meinem Buch eine wichtige Rolle. Etwa, dass es zwischen zwei Menschen eine magische Anziehungskraft geben kann, gegen die Widerstand zwecklos ist. Gleichzeitig zeigt die Geschichte, dass eine rein sexuelle Beziehung auf Dauer alleine nicht ausreicht.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Das Buch bringt einen innovativen Schreibstil hervor, der gleichzeitig Teil der Geschichte ist. Im Moment des Impulses schreibt der Autor kurze, in sich abgeschlossene Kapitel als Notizen in sein iPhone – passend zum Zeitalter der Digitalisierung. Daraus entsteht eine Erzählform aus der Ich-Perspektive in kurzen, prägnanten Sätzen, die auf ausschweifende Formulierungen bewusst verzichtet. Nur wenige Kapitel sind länger als eine Seite. Viele Kapitel geben Denkanstöße und bringen einfache Weisheiten oder Erkenntnisse zum Vorschein. Was den Schreibstil für die Leserinnen und Leser interessant macht: Aus einer zunächst scheinbar losen Aneinanderreihung von Gedanken entsteht schnell der rote Faden der Geschichte. Psychogramm eines Verliebten ist aus meiner Sicht ein präzises Werk mit einem neuartigen Stil. Daher gibt es kein spezielles Buch, das mich inspiriert hat. Ich kann aber sagen, dass mich seit je her der geradlinige und oft provokative Schreibstil von Michel Houellebecq fasziniert hat.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Planen Sie, weitere Bücher zu schreiben?
Da es sich um mein erstes Buch handelt, habe ich bisher noch keine Erfahrungswerte aus der Branche und jeder Schritt ist eine neue und faszinierende Erfahrung für mich. Was ich sagen kann ist, dass mich der Europa Verlag von Beginn an sehr herzlich aufgenommen und mich bei jedem Schritt professionell begleitet hat. Mir macht die literarische Arbeit sehr viel Freude, allerdings habe ich einen Grundsatz: Die Inspiration für ein neues Werk muss aus mir selbst, sprich meinem Inneren kommen. Ich möchte nicht unter Druck schreiben. Sobald der richtige Zeitpunkt da ist, schreibe ich. Die eine oder andere Idee schlummert bereits in mir.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. Psychogramm eines Verliebten von Jan Münster, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden.