Heute besprechen wir das Buch Ohne Hoffnung von Walter Ficht, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Ohne Hoffnung von Walter Ficht, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist eine auf wahren Ereignissen basierende Erzählung der schwierigen Nachkriegszeit, die von einem Jungen namens Walter handelt, der seine frühe Kindheit mit fünf Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen in der Mitte Deutschlands verbringt. Das Scheitern der Ehe seiner Eltern führt dazu, dass er einige Jahre seiner Jugend in dem Kinderheim Trautskirchen verbringen muss, in dem er starken physischen und psychischen Strapazen ausgesetzt war.
In seinem Roman erzählt Walter Ficht schnörkellos, auf fesselnde Art und Weise, die Geschichte seiner, von Armut und Lieblosigkeit geprägten, Kindheit. Eine Geschichte, die unter die Haut geht und noch lange im Leser nachwirkt.
Hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen bestimmen Ihr Buch?
Es ist die Erzählung meiner Kindheit und die meiner drei Geschwister. Eine Kindheit, die keine war. Über die Zerstörung einer Existenz und über den Zerfall einer Ehe. Über das Leben in Armut und über die physischen und psychischen Leiden im Kinderheim.
Über die Hoffnung, ein Leben zu führen in dem man sich geborgen fühlt. Ohne Hunger und Angst.
Ohne Scham und Minderwertigkeitsgefühl. Es war eine Zeit, in der Schläge und Bestrafungen als richtiges Erziehungsmittel angesehen wurden.
Es sind Szenen einer Nachkriegskindheit im fränkischen Dorf Diespeck. Von suizidalen, teils abwesenden Eltern. Über schlimme Ereignisse im Dorf. Der kleine Bruder eines Schulkameraden wir von einem LKW überfahren. Eine Mutter geht mit dem Beil auf ihre Mädchen los und verletzt sie schwer, ein Mädchen verstirbt. Ein Bauer schlägt die Nachbarin mit der Pferdepeitsche auf den nackten Hintern. Trotz all dieser traurigen Geschichten gibt es auch Szenen zum Schmunzeln.
Über die Beobachtung der nacktbadenden Heimmutter und Schwester Leni. Die Flucht aus dem Heim mit Paul, meinen besten Freund. Der Rücktransport ins Heim und die Bestrafung.
Was sind die menschlichen und moralischen Eigenschaften des Protagonisten und wie entwickeln sie sich im Laufe der Ereignisse?
Bereits mit fünf Jahren musste ich mich um meine Schwester Veronika kümmern.
Mit sieben Jahren kam noch Brigitte dazu. Es war eine Belastung und eine Herausforderung, der ich nicht gewachsen war. Ich hatte keine eigenen Entfaltungsmöglichkeiten. Immer hieß es nur pass auf Vroni (Vroni war ihr Rufname) oder Brigitte, oder auf beide auf. Ich habe immer versucht es so gut wie möglich zu tun.
Ich fühlte mich ausgenutzt und unterdrückt. Hatte kein Selbstvertrauen und wurde von einigen Mitschülern deswegen auch gehänselt. Meine Beschützerrolle hatte sich in Trautskirchen, im Kinderheim noch verstärkt. Es gab häufig Situationen, in denen ich mich schützend vor meine Geschwister stellen musste. Im Heim lernte ich Paul kennen. Paul war ein Jahr älter als ich und auch fast einen Kopf größer. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurden wir schnell gute Freunde. Ich lernte mich zu behaupten, ging keinem Problem, keiner Schlägerei aus dem Weg. Diese Einstellung und meine Willenskraft, ließ mich alles ertragen. Für die Schläge und Folder im Heim hatte ich irgendwann keine Tränen mehr. Trotz der Hoffnungslosigkeit hielt ich an dem Gedanken fest, dass es irgendwann vorbeisein wird. Alle diese Vorhersagen über meine Zukunft ließ ich nicht an mich heran.
Ich habe immer an mich geglaubt. Eine Lehre aus dieser Zeit ist: Du musst es wollen, dann erreichst du es auch.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Meinen Schreibstil würde ich als unkonventionell bezeichnen. Es war mir ein Bedürfnis meine Gedanken frei zu formulieren. Ohne Umschweife auf den Punkt zu kommen. Keine Abschweifungen in Bereiche der Fantasie, die zwar Seiten füllen, jedoch die Geschichte und das Geschehen verzerren. Ich bin ein Laie unter den Autoren und habe damit auch keinerlei Probleme. Ich habe keine Literarischen Vorbilder, jeder Autor/in, die etwas publiziert haben, verdienen meinen vollen Respekt.
Das geschliffene Wort, die mit Fremdwörtern nuancierten Umschreibungen, sind nicht meine Gedanken, ich würde mich darin auch nicht wiedererkennen.
In meiner Kindheit las ich überwiegend Abenteuergeschichten. Heute interessiere ich mich für Natur und Technik. Das Politische Geschehen, in unserem Land und auf dem ganzen Globus, verfolge ich mit großem Interesse.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Planen Sie, weitere Bücher zu schreiben?
Von der ersten Kontaktaufnahme bis Heute, habe ich mich sehr gut gefühlt.
Alle Mitarbeiter sind freundlich und immer hilfsbereit, meine Fragen wurden kompetent und umgehend beantwortet.
Ein klar strukturierter Verlagsvertrag lässt mich das Ganze auch ruhig angehen.
Bisher vielen Dank für die gute Zusammenarbeit.
Ob ein weiteres Buch erscheint, kann ich noch nicht sagen.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. Ohne Hoffnung von Walter Ficht, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden.