Heute besprechen wir den Roman Ein Jahrleben von Markus Weiss, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Ein Jahrleben von Markus Weiss, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist eine Art von Psychothriller, der die innersten Bewegungen der Psyche der Figuren analysiert und nicht nur die Entwicklungen in den Angelegenheiten der Protagonisten und das Ergebnis ihrer Entscheidungen angesichts tiefgreifender existenzieller und moralischer Dilemmata zeigt, sondern in ihr Innerstes eintaucht und den Leser bzw. die Leserin auf eine fesselnde und mitreißende Reise einlädt.
Hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen und Inhalte werden von Ihnen in dem Buch angesprochen?
‚Ein Jahrleben‘ knüpft an ‚Ein Sommerleben‘ an und erzählt die weitere dramatische Entwicklung im Leben des Protagonisten Michael, der sich in eine junge Frau verliebt, die ihn völlig in ihren Bann zieht.
Der Roman weist Elemente eines Psychothrillers auf, da der Tod eines befreundeten Paars, Michael in die Psychiatrie bringt. Zwölf Jahre später versucht er, noch immer in der Psychiatrie gefangen, die damaligen Ereignisse zu reflektieren. Seine inneren Monologe werden dabei von einem auktorialen Erzähler begleitet, der die tragischen Zusammenhänge von damals wiedergibt und dessen Darstellung Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Protagonisten aufkommen lässt.
Gleichzeitig geht es in dem Roman aber auch um Michaels innere Entwicklung, der sich für fast ein Jahr, mehr und mehr in einem völlig abgelegenen Haus im Tessin selbst verliert. Die Landschaften des Maggia- und Verzascatals und das Haus werden dabei zum Spiegel von Michaels Psyche.
Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Was möchten Sie ihm oder ihr vermitteln?
Der Roman spricht sehr existentielle Themen und Erfahrungen an und ist damit für alle jungen Erwachsenen und alle anderen Erwachsenen jeden Alters geeignet.
Es geht mir darum zu zeigen, wie die Obsession für die junge Frau, der Michael mehr und mehr verfällt, dazu führt, dass er sich völlig selbst aufgibt und den Bezug zur Realität verliert. Gleichzeitig möchte ich die Leser zum Nachdenken bringen, inwieweit es eigentlich jedem Menschen durch Ereignisse in seinem Leben widerfahren kann, dass er an seine eigenen Grenzen – und darüber hinaus – geführt wird.
Dadurch, dass der Roman in seiner Erzählweise immer ganz nah am Protagonisten ist, wird sein inneres Erleben und sein Abdriften in den Wahnsinn, für die Leser unmittelbar und drastisch erfahrbar. Der Roman erzählt nicht nur Michaels Grenzerfahrung, sondern wird auch für die Leser selbst zu einer Grenzerfahrung.
Was war Ihr Ziel beim Schreiben dieses Buches?
Als ich die Erzählung ‚Ein Sommerleben‘ abgeschlossen hatte, habe ich gespürt, dass die Geschichte des Protagonisten Michael noch weitergeht. Ausgangspunkt für meine Inspiration waren die Jahre in Michaels Leben, die in ‚Ein Sommerleben‘ nicht erzählt werden. Gleichzeitig hatte ich einen immer wiederkehrenden Traum, der zum ‚Herzstück‘ des Romans ‚Ein Jahrleben‘ wurde und um den herum sich der Psychothriller weiterentwickeln konnte.
Ich hatte einfach Lust die Lebensgeschichte von Michael weiter zu verfolgen und die Leser, die von ‚Ein Sommerleben‘ begeistert waren, weiter mit auf die äußere und innere Reise des Protagonisten zu nehmen.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Ich schreibe sehr intuitiv. Meist gibt es eine Inspiration, um die herum sich alles andere harmonisch entwickelt. Bei ‚Ein Jahrleben‘ sind die ‚Ankerpunkte‘ der oben bereits erwähnte Traum, ein Haus im Tessin, das es so ähnlich wie im Roman tatsächlich gibt, und das Leitmotiv eines Bussards, dessen Flug Michael immer wieder beobachtet. Wenn ich schreibe und dann mit meinen Hunden in der Natur unterwegs bin, fließen die Gedanken weiter und setzen sich zu einem Ganzen zusammen.
Literarische Modelle gibt es für mich als Germanist viele. Bei ‚Ein Jahrleben‘ gibt es kein explizit zugrundeliegendes Modell. Mich hat vor allem die Zeitstruktur des im Roman vergehenden Jahres und die Rückblenden als Bewusstseinsstrom des Protagonisten, zwölf Jahre nach den Ereignissen, aus der Psychiatrie heraus interessiert.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Schreiben Sie derzeit an einem neuen Buch?
Die Zusammenarbeit mit der Lektorin Margareta Gaida war sehr konstruktiv und fruchtbar. Mit dem Gesamtergebnis, auch im Hinblick auf die Veröffentlichung bin ich zufrieden.
Im Mai erscheint im Europa Verlag ein Liebesroman von mir ‚Hermetische Liebe – Liebe in Zeiten von Corona‘, den ich während der Corona-Zeit geschrieben habe und der aktuell redigiert wird. Es ist eine Liebesgeschichte, die sich in die großen Liebenden der Weltliteratur einreiht: Tristan und Isolde, Abaelard und Heloise, Lady Marian und Robin Hood, Else Lasker-Schüler und Gottfried Benn, Simone de Beauvoir und Jean Paul Sartre, Maria Casarès und Albert Camus, Florentino Ariza und Fermina Daza, Harry und Sally, Emma Morley und Dexter Mayhew, Anastasie Steele und Christian Grey …
Im Moment arbeite ich an einer Fortsetzung dieser ungewöhnlichen Liebesgeschichte, möchte aber noch nicht zu viel verraten …
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. Ein Jahrleben von Markus Weiss, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden, weil das neue Perspektiven und Wahrnehmungsmöglichkeiten eröffnet.