Heute besprechen wir das Buch BEPPO – die fliegende Schildkröte von Miguel Merlin Zander-Baker, farbenfroh illustriert von Fiona Klett, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
BEPPO – die fliegende Schildkröte von Miguel Merlin Zander-Baker, farbenfroh illustriert von Fiona Klett, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist ein Kinderbuch, nicht nur für die Kleinsten, das Liebe, Träume und deren Verwirklichung als Themen anspricht.
Hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen und Inhalte werden von Ihnen in dem Buch angesprochen?
Vor Allem geht es um eine vereinfachte Form der Sinnsuche. Das klassische “Wo gehöre ich hin?” steht im Zentrum und wird umgeben von Themen wie “Freundschaft”, “Vertrauen”, “Elternschaft” und “Freiheit”. Die Tatsache, dass Freundschaften auch zwischen verschiedenen Personen oder in diesem Fall verschiedenen Tieren entstehen und gedeihen können, gehört ebenfalls zu den zentralen Themen des Buches und sollen Kinder ermutigen Bindungen zu unterschiedlichsten Menschen, unabhängig von Kultur oder Herkunft, zu knüpfen. Das berühmte Zitat „Die Gedanken sind frei“ wird ebenfalls aufgegriffen, indem einer Schildkröte der Traum vom Fliegen nicht verwehrt wird, sondern sogar zum Ende hin bestärkt. Zuletzt sei noch zu erwähnen, dass die eher ungewöhnliche Konstellation „Schildkröte/Gorilla“ aufzeigen soll, dass es keine biologische Verbindung braucht, um für jemanden da zu sein oder gar ihn großzuziehen. Frei nach dem Motto: „Braucht es wirklich einen Grund, jemandem zu helfen?“ (Zitat: Final Fantasy IX).
Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Was möchten Sie ihm oder ihr vermitteln?
Eine bestimmte Altersgruppe spreche ich mit Beppos Geschichte nicht an, sondern eher jedes Individuum, dem es an Zuversicht und Vertrauen in die Zukunft generell oder temporär mangelt. Die Botschaft von Beppo ist, simpel ausgedrückt: “Sorg´dich nicht, du wirst deinen Weg schon noch finden.” Etwas abstrakter gedacht geht es um das Vertrauen in das Unbekannte. Beppo weiß am Anfang des Buches noch nicht, wo er hingehört, und wünscht sich das Fliegen zu lernen. Erst später erkennt er, dass das Glück nicht nur direkt vor seiner sprichwörtlichen Nase lag, sondern auch, dass es nicht hundertprozentig so aussieht wie er es sich vorgestellt hatte. Ich denke die wenigsten Menschen sehen ihr Glück klar vor Augen, wenn es noch nicht in greifbarer Nähe ist. Manchen mangelt es aus diesem Grund an Vertrauen in die Zukunft. Erwachsene, besonders aber Kinder haben häufig noch nicht so viele (positive) Lebenserfahrungen gesammelt um eine „Alles wird gut“-Grundeinstellung zu entwickeln. Diese Menschen brauchen Geschichten, erzählt von Büchern, Medien oder im besten Fall anderen Menschen, welche diese Zuversicht stärken.
Was war Ihr Ziel beim Schreiben dieses Buches?
Ein klares Ziel gab es zu Beginn der Geschichte noch gar nicht. Um ehrlich zu sein, war ich einen Tag unvorbereitet zur Arbeit an einer Berliner Grundschule gekommen und musste mir bevor die Kinder aus dem Unterricht in den Freizeitbereich kamen auf die Schnelle etwas ausdenken. Ich entschied mich für einen Crashkurs in Sachen “Geschichtenerzählen”. Kurz zuvor lernte ich meinen Tätowierer kennen und war so gebannt von seinem Wesen, dass ich eine Geschichte rund um eine ähnliche Figur schreiben wollte. Er heißt Björn, sieht aus wie ein Untergrund-Max-Muscle-Straßenkämpfer aber hat wohl eine der friedfertigsten Seelen und das freundlichste Lächeln, das ich kenne. Rund um diese Kontrastwirkung von hartem Aussehen aber offen, liebevoll und ehrlich sein, wollte ich etwas schreiben. Da ich mit Kindern arbeitete fehlte noch eine Rolle, mit der auch einige von Ihnen sich identifizieren konnten. So entstand die erste Rohfassung von Beppo und Björn. Das Ziel, etwas zu schreiben, das Kindern Sicherheit und Zuversicht gibt, ihnen zeigt „Du wirst deinen Weg noch finden“, kristallisierte sich erst recht spät heraus, wurde aber dann zum Kerngedanken der Geschichte.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Da ich vorrangig Geschichten und Gedichte schreibe, die sich an ein erwachsenes Publikum richten, bin ich nicht einmal sicher, ob ich bei Beppo einen bestimmten, oder gar eigenen Schreibstil angewendet habe. Ich weiß nur noch, dass ich mich bemüht habe die Geschichte verständlich und gleichzeitig auch bildend zu gestalten. Also hier und dort ein Wort einzuflechten, von dem ich dachte, dass die Kinder es vielleicht noch nicht kannten, es sich aber aus dem Kontext herleiten können. Als eigenen Stil würde ich das aber noch nicht bezeichnen. Als literarisches Modell wählte ich die Vermenschlichung von Tieren. Ich dachte mir, dass die Symbolik von Charakteren und Sinnsuche, wenn ich sie an Kinder richte, nicht zu gut verborgen sein sollte. Tiere sind für Kinder immer sehr interessant und sie verbinden bereits klassische Eigenschaften mit ihnen. Ein Kind würde zum Beispiel einen Gorilla immer mit “Stärke” und eine Schildkröte eher selten mit “Fliegen” in Verbindung bringen. Ich wählte also Tiere, um die Geschichte für Kinder schnell und einfach greifbar zu machen.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Schreiben Sie derzeit an einem neuen Buch?
Nun, hier sei zuerst einmal gesagt, dass es meine erste Erfahrung mit einem Verlag war. Ich hatte also keine Messlatte bereit liegen und ließ mich überraschen. Dies geschah auch des Öfteren. Hier und dort wurden mal Fehler auf beiden Seiten gemacht. Zuerst war ich von eben diesen Fehlern überrascht, da ich (ohne jegliche Vorerfahrung) einfach davon ausging alles wäre einfach und reibungslos sobald wir (meine Illustratorin und ich) unsere Endfassung abgeschickt hätten. Es wurde ab da zwar nicht alles einfach aber was mich dann sehr positiv überrascht hat war, dass nichts in Stein gemeißelt schien. Man konnte noch gemeinsam über Format, kleinere Fehler und Ähnliches diskutieren und fand stets einen Konsens.
Die Frage nach einem neuen Buch ist etwas schwierig zu beantworten. Ich denke jeder der schreibt, schreibt immer an irgendwas. Ich habe noch 4-5 unvollendete Kinderbücher, 20 leere Dateien wo ich außer der Idee selbst noch nichts zu “Papier” gebracht habe und bestimmt 100 wirre Gedanken im Kopf, die eventuell Potential haben. Mein Schwerpunkt liegt aber weiter auf der Erwachsenen-Literatur und auch wenn ich noch an ein paar Kinderbüchern schreibe, möchte ich die Geschichte um Beppo so lassen wie sie ist und bis dato nicht weiterführen.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. BEPPO – die fliegende Schildkröte von Miguel Merlin Zander-Baker, farbenfroh illustriert von Fiona Klett, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden, weil das neue Perspektiven und Wahrnehmungsmöglichkeiten nicht nur für die Kleinsten sondern für alle eröffnet.