Heute besprechen wir das Buch ARCHITEKTUR FÜR DEN MENSCHEN? von Hubertus Müller, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
ARCHITEKTUR FÜR DEN MENSCHEN? von Hubertus Müller, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist eine bissige Auseinandersetzung mit dem überwiegenden Teil zeitgenössischer Architektur und Stadtentwicklung aus der Sicht eines Kunstlehrers mit vierzig Jahren Berufserfahrung und einem zuvor abgeschlossenen Architekturstudium.
Gleichzeitig ist es ein Plädoyer für das Prinzip der Europäischen Stadt und die Durchsetzung der Charta von Leipzig 2007/2020. Das Buch füllt eine Nische, die wohl in dieser Form bisher nicht bedient wurde und könnte damit auch eine Orientierungshilfe für Architektur und Stadtplanung Studierende und SchülerInnen im Fach Bildende Kunst der Gymnasialen Oberstufe sein.
Hier ist das Interview: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen bestimmen Ihr Buch?
Meine Hauptthemen sind die Arroganz der Macher der Moderne, von den Architekten und Stadtplanern bis zu den politischen Entscheidungsträgern, die den Bürgerinnen und Bürgern eine Ego-Architektur verordnen, die so keiner will. Es mangelt an Orten mit Aufenthaltsqualität und mit Wohlfühl-Charakter. Gleichzeitig wird die Entmischung urbaner Funktionen fortgesetzt, bei der Wohnen und Arbeit/Gewerbe weiter getrennt bleiben. Die Folge ist ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, dass gerade in der Zeit des Klimawandels ein Schritt in die falsche Richtung bedeutet. Dies ist eine Fortsetzung der erwiesen gescheiterten Stadtplanung der 60er und 70er Jahre.
Ich habe versucht, diese Kritik in kommentierenden Texten und Bildern an meinen ganz persönlichen Wegen durch meine Stadt zu dokumentieren. Deshalb kann diese Dokumentation nur ein Ausschnitt sein. Er steht allerdings als Pars pro Toto für viele andere Bereiche Berlins aber, und das ist ganz wichtig, auch für die meisten Städte in Deutschland und Europa.
Ich möchte mit meinen Beiträgen dazu beitragen, dass wir unsere gebaute Umwelt nicht nur hinnehmen, sondern durch bessere Wahrnehmung auch beurteilen und bewerten können.
Zielsetzung ist es, durch diese Bewertung als Bürgerin und Bürger so mündig zu werden, dass deutlich mehr Kritik an dem momentanen Baugeschehen laut werden kann.
Was sind die wichtigsten Elemente Ihres Vorschlages?
Mein Vorschlag ist die konsequente Umsetzung der Charta von Leipzig 2007/2020. Diese wurde durch die Düsseldorfer Erklärung vom Mai 2019 noch ergänzt, da die Umsetzung in erster Linie auch daran scheitert, dass die Bundesbau-Gesetzgebung sich den Forderungen der Leipzig-Charta nach über 15 Jahren immer noch nicht angepasst hat. Es geht um Stadtverdichtung, gemischte Infrastruktur, Wechsel von Straßen- und Platzraum, überschaubare Maße, gut gegliederte und abwechslungsreiche Fassaden mit guten Proportionen und um Blockrandbebauung mit begrünten Innenhöfen wo Stadt-Communitys entstehen, die das Grün auch Pflegen. Das können Hochhäuser mit umgebendem öffentlichen Grün nicht leisten. Weder gibt es einen „Vertikalen Kiez“ noch gepflegte öffentliche Grünanlagen. Auch vertikales Grün (ich sage dazu „an Hochhäusern vorgehängter Grün-Lametta“) hat mit Ökologie wenig zu tun, wird aber von den Modernisten so verkauft.
Was möchten Sie den Leserinnen und Lesern vermitteln?
Ich möchte den Leserinnen und Lesern vermitteln, mutiger zu sein, ihre eigene Meinung zu formulieren und daran geknüpft auch öffentlich zu vertreten. Hierzu habe ich versucht, der Leserschaft ein breites Spektrum an Handwerkszeug im argumentativen Bereich und in der visuellen Wahrnehmung an die Hand zu geben.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Ich habe versucht, Emotionen zu wecken. Dazu habe ich eine sowohl sachliche als auch klare Sprache verwendet und versucht Fachtermini in einer Form zu vermitteln, dass Sie auch Laien im Architekturbereich verstanden werden kann.
Da es sich um ein Sachbuch handelt, beziehe ich mich hier auf keinerlei literarischen Modelle.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Planen Sie, weitere Bücher zu schreiben?
Das Buch ist ein „Mitmach-Buch“. Am Schluss des Buches fordere ich meine Leserinnen und Leser dazu auf, eigenes Bildmaterial an die hierzu extra vom EuropaBuch Verlag eingerichtete E-Mail Adresse: architektur@europabuch.com einzusenden.
Ob sich daraus Inhalte für ein weiteres Buch zu diesem Bereich ergeben, bleibt abzuwarten..
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. ARCHITEKTUR FÜR DEN MENSCHEN? von Hubertus Müller, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden.