Heute besprechen wir das Buch Unter Freunden von Wolfgang Kügel, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Unter Freunden von Wolfgang Kügel, erschienen beim Verlag Europa Buch, beginnt mit einer zufälligen Begegnung in der Tram: Tim und Ahmed. Wenige Wochen später treffen sie sich erneut, werden Zeugen, sind Beteiligte eines banalen Vorfalls in einem Supermarkt. Ralf klaut. Wird ertappt und die Geschichte nimmt ihren Verlauf: Ahmed droht die Abschiebung, Ralf Gefängnis. Tim und seine frühere Freundin Gesine sehen nicht einfach zu, sie handeln und werden verstrickt in etwas, das sie über Jahre, Jahrzehnte begleitet. Die Jahre vergehen, die Zeitläufte ändern sich, das Leben wird schneller, unberechenbarer; Sara, Ahmeds tot geglaubte Schwester taucht plötzlich auf, dann machen sich unerwartete Perspektiven auf. Aus Paaren werden Familien, man geht seiner Wege, die Eltern werden alt, die Kinder erwachsen. Alle geben ihr Bestes, das Leben ist so weit im Lot, bis eine neue Zeit sie antreibt, sich nochmals neu zu orientieren. Der Roman spannt die Handlung über zwei Jahrzehnte, vom Jahr 2000 bis Ende 2022, und zeichnet darin nach, als ungewisses Dokument, was war und was ist, fragmentarisch, aus wechselnder Perspektive, anhand flüchtiger Gedanken, Unterhaltungen, Begebenheiten, im Verlauf des Bemühens der verschiedenen Personen, das jeweils vermeintlich Richtige zu tun.
„Was einem beim Lesen dieses Buches nach und nach bewusstwird, ist die enorme Fülle an gesellschaftlichen, politischen Ereignissen und alltäglichen Veränderungen, die in den zwei Jahrzehnten, in denen der Roman spielt, stattgefunden haben.
All das haben wir als Jugendliche oder Erwachsene erlebt, mittelbar, zum Teil unmittelbar, doch erst in der Rückschau wird einem die Tragweite dieser Prozesse wieder bewusst. Und infolgedessen sieht man auch mit anderen Augen auf das, was heutzutage geschieht.“
Hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen und Inhalte werden von Ihnen in dem Buch angesprochen?
In diesem Buch erzähle ich die Erlebnisse einer Reihe von Personen, die sich hinsichtlich Alter, Herkunft, sozialer Stellung und ihrer gesellschaftspolitischen Ansichten unterscheiden, ohne sich darüber zu zerstreiten. Im Gegenteil, sie unterstützen einander soweit es geht, arrangieren sich mit ihren privaten wie gesellschaftlichen Umständen, so widrig diese manchmal auch sind. Sie alle schlagen sich mit Witz und Einfallsreichtum durchs Leben, begehen die eine oder andere Dummheit, ohne dabei anderen zu schaden. Über zwanzig Jahre hinweg, vom Jahr 2000 bis Ende 2022, werden dabei die enormen gesellschaftlichen Veränderungen nachgezeichnet, die in diesen beiden ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts stattgefunden und sich auf das Leben jedes einzelnen in der einen oder anderen Form ausgewirkt haben.
Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Was möchten Sie ihm oder ihr vermitteln?
In diesem Roman geht es nicht um Wertungen, es geht darum, unterschiedliche Sichtweisen auf ein und denselben Sachverhalt, sei er privater oder gesellschaftlicher Natur, zu Wort kommen zu lassen; und dies in Form einer Geschichte, die von ganz unterschiedlichen Charakteren erzählt, von denen sich niemand als Besserwisser hervortut. Insofern könnte dieses Buch all jenen Lesefreude bescheren, die sich mit den Verwerfungen des Lebens in einer Art und Weise auseinandersetzen wollen, die eine Verständigung über emotionale und faktische Gräben hinweg ermöglicht. Wir leben in einer Zeit, die Gefahr läuft, sich über rigide, vermeintlich als einzig richtig erachtete Verhaltensregeln in einen Kampf jeder gegen jeden zu versteigen. Dem will dieser Roman eine schlichte Alternative entgegensetzen. Wie bereits im Titel ausgedrückt, geht es darum, „unter Freunden“ zu einer Verständigung zu kommen, die letztlich allen Beteiligten ein auskömmliches Leben eröffnet.
Was war Ihr Ziel beim Schreiben dieses Buches?
Ich hatte kein explizites Ziel vor Augen, als ich anfing, an dem Text zu arbeiten. Mir lagen verschiedene persönliche Aufzeichnungen vor, die über viele Jahre hinweg entstanden waren. Und bei der Sichtung dieser Fragmente wurde mir bewusst, was sich alles in jenen Zeiten ereignet hatte. Nach und nach erschien es mir, als läge den politischen, gesellschaftlichen Verwerfungen, den diversen Krisen und Kriegen eine gemeinsame Logik zugrunde. Eine sachkundige Darlegung historischer Abläufe ist aber nicht Aufgabe eines Romans. Demzufolge bilden sie in dem Buch auch nur einen unvollständigen Hintergrund, vor dem das Leben der Personen in einzelnen Episoden wie in einem Film abläuft.
Wie haben Ihr Freundeskreis, Ihre Bekannten oder Ihre Familie auf die Buchveröffentlichung reagiert?
Mit Freude natürlich, ungeachtet unterschiedlicher inhaltlicher Positionen und literarischer und sprachlicher Vorlieben. So lerne ich dazu!
Stehen schon neue Projekte an?
Durchaus. Aber es ist zu früh, darüber zu sprechen. Nur so viel: Im Fokus des nächsten Romans stehen nur wenige Hauptpersonen während eines überschaubaren Zeitrahmens. Gesellschaftliche Themen sind nicht ausgeblendet, doch die Personen selbst verhalten sich nicht politisch in dem Sinn, dass sie sich an entsprechenden Aktionen oder Maßnahmen beteiligten. Klingt erstmal langweilig, doch lassen Sie sich überraschen. Das Thema, worum es geht, hat Brisanz.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. Unter Freunden von Wolfgang Kügel, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden, weil das Buch neue Perspektiven und Wahrnehmungsmöglichkeiten eröffnet.