Heute besprechen wir das Buch Erosion des Glaubens? von Stefan Knobloch, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Erosion des Glaubens? von Stefan Knobloch, erschienen beim Verlag Europa Buch, argumentiert gegen das Ergebnis einer Befragung des Allensbacher Instituts vom Dezember 2021. Das Glaubenspotenzial der Menschen darf nicht unterschätzt werden, auch wenn sich der Habitus des Glaubens verändert. Dieses Buch ist eine interessante Lektüre, deren Ziel es ist, den Leser über die Religion nachdenken zu lassen.
Hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
- Welche Themen und Inhalte werden von Ihnen in dem Buch angesprochen?
Das Thema meines Buches bestreitet die in unserer Gesellschaft heute weitgestreute Meinung einer „Erosion des Glaubens“. Eine Umfrage des Instituts Allensbach vom Dezember 2021 kam zu eben diesem Ergebnis. Der Glaube erudiere. In mir sträubte sich aus theologischen Motiven etwas gegen diese These.
Indem man in überkommenen Formeln und Formaten nach dem Glauben an Gott, an die Dreifaltigkeit Gottes und an die Auferstehung der Toten fragt, orientiert man sich zwar einseitig an alten Glaubensformaten, aber man lässt sich dabei zu wenig auf die Lebens- und Glaubenssituation und auf ihre Sinnsuche ein.
In einer Einblende komme ich auf erodierende Elemente im Leben des Franz von Assisi und seiner ersten Brüderschaft zu sprechen. Dann blicke ich aus meiner Wahrnehmung auf Elemente der Glaubenssituation von heute, um schließlich im Anschluss an Papst Franziskus Farben des Glaubens von heute aufzuzeigen, denen manche – im Gegensatz zu Papst Franziskus – den Glauben eher absprechen.
Abschließend versuche ich an konkreten Texten des Evangeliums deutlich zu machen, dass es zum Beispiel in der Gemeindepredigt nicht darum gehen darf, bei den Narrativen der Evangelien stehenzubleiben und sie für den Inhalt zu halten. Die erzählerischen Bilder und Metaphern müssen vom Kontext des heutigen Lebens her inhaltlich neu erschlossen werden.
- Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Was möchten Sie ihm oder ihr vermitteln?
Das Buch richtet sich an Leser, an Leserinnen, für die der Glaube nicht etwas Abgelegtes, etwas im Grunde Nutzloses geworden ist, sondern die bei aller Distanz zur Kirche ein unterschwelliges Interesse an religiösen, wie überhaupt an Sinnfragen des Lebens behalten haben. Ich meine damit nicht Menschen, die gleich auf einer ausdrücklichen Suche nach Gott sein müssen, sondern die nicht nur nach dem Sinn im Leben, sondern auch nach dem Sinn des Lebens fragen. „Gott“ muss dabei nicht direkt angepeilt werden und sozusagen als Begriff ausdrücklich vorkommen. Gott lässt sich auch auf verdeckte Weise finden, die dem Menschen nicht ausdrücklich zu Bewusstsein kommen muss, auf eine „nur Gott bekannte Weise“. Die Leser sollen nicht aufgefordert werden, sich einem abstrakten, fernen Gott zuzuwenden, sosehr er für uns ein unheilholbares Geheimnis bleibt. Sie sollen herangeführt werden, Gott in den Widerfahrnissen des Lebens zu vermuten; wie Papst Franziskus sagt, auf den Straßen, auf den Plätzen der Mega-Cities des Lebens, in den Wohnungen, vielmals auch in den Baracken des Lebens.
- Was war Ihr Ziel beim Schreiben dieses Buches?
Diese Frage ist im Grunde bereits in der Beantwortung der zweiten Frage beantwortet worden.
- Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Über meinen formalen Schreibstil habe ich mir nur wenig Gedanken gemacht. Ich hoffe, in einem durchaus kommunikativen Stil zu schreiben, bei dem ich mich mit Lesern und Leserinnen irgendwie im Gespräch weiß. Das tritt dann gewiss in manchen Passagen etwas zurück, wenn der Drang, etwas theologisch ansprechend auszudrücken, die Oberhand gewinnt. Im Übrigen ist man – konkret gesagt, bin ich – mit Geschriebenem immer wieder selbst unzufrieden. Aber damit martere ich mich nicht, denn die Leserschaft wird mich wohl so annehmen – oder eben auch nicht -, wie ich bin und wie ich mich als Autor gebe. Ich bin jedenfalls dankbar für jeden, für jede, die nach diesem Büchlein greifen. Noch schöner freilich wäre es, wenn sie es mit einem guten Gefühl am Ende aus der Hand legen.
- Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Schreiben Sie derzeit an einem neuen Buch?
Meine Verlagserfahrung war im Ganzen wohltuend, abgesehen vom Wechsel der einen oder anderen Person, mit der ich zu tun hatte. Da wurden Postsendungen nicht empfangen, weil die betreuende Person in home office war, und das noch im Ausland, aber auch weil E-Mails nicht den richtigen Ansprechpartner erreichten. So verstrichen zum Teil nutzlos Tage/Wochen, und ich bekam E-Mails doppelt, was bei mir vorübergehend zu einer gewissen Skepsis führte.
Mir wurden 200 Exemplare vertragsmäßig überlassen, die unter die Leute zu bringen mir einige Mühe macht. Einen Großteil werde ich wohl einfach verschenken.
Und waren meine 200 Exemplare eigentlich die „Erstauflage“? Das wird es doch wohl nicht gewesen sein. Wie der Vertrieb Ihrerseits läuft, interessiert mich sehr. Ich selbst habe je ein Exemplar an ca. 12 theologische Zeitschriften, die dann die Veröffentlichung unter „Eingegangene Bücher“ verzeichnen. Eine Zeitschrift bat mich um eigenen Beitrag zum Thema „Erosion des Glaubens?“.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. Erosion des Glaubens? von Stefan Knobloch, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden, weil das neue Perspektiven und Wahrnehmungsmöglichkeiten eröffnet.