Heute besprechen wir das Buch Amaleks Stunde von Heinz-Werner Bähr, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Amaleks Stunde von Heinz-Werner Bähr, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist ein Ausbruch aus den Zwängen einer unwirtlicher werdenden Welt. Doch diese Reise führt in den Abgrund. Die Welt, die die Reisenden zu kennen glaubten, war scheinbar nie das, was sie zu sein schien. Die Finsternis kommt. Sie kann nur von den wenigen Auserwählten überwunden werden, die auf ihrer vor der Welt verborgenen Insel in kindlicher Naivität leben, bis sie sich der furchtbaren Bedrohung gegenübersehen, die alle Welten vernichten will.
Hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen und Inhalte werden von Ihnen in dem Buch angesprochen?
Es ist wohl ein Roman zurzeit; Als das Buch verfasst wurde, war noch keine Rede vom Krieg in Gaza und Israel und Amalek war ein Name des “Teufels, der mir durch einen Rabbi mitgeteilt wurde – mein Großvater väterlicherseits war jüdisch -. Ich verstand Amalek so, wie der Rabbi ihn erläuterte: es sei weder ein Volk noch eine Person, es sei der Geist einer sich im Wahnsinn verlierenden Moderne, die den Kontakt zwischen Menschen und dem Heiligen entfremde. 2015, als Amalek geschrieben wurde, öffnete Merkel die deutschen Grenzen. Das spielte in den Roman hinein als Färbung. Letztlich ist es ein Roman, der die heute überall aufflammenden Konflikte voraussagte, der aber den Untergang unserer Welt als Vorbedingung der Rettung erkannte. Armageddon ist der Kampf aller gegen alle, aber es gibt noch andere, verborgene Wahrheiten.
Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Was möchten Sie ihm oder ihr vermitteln?
Da ich die Sprache einfach hielt und es sich auch um einen klassischen Abenteuerroman handelt, ist das Buch für alle geschrieben, die gerne schmökern.
Etwas vermitteln wollen in dem Sinne, dass man eine Botschaft an den Mann bringen will, hieße meines Erachtens das Geschenk des Werdens einer Arbeit zurückzuweisen. Ich habe natürlich bestimmte Interpretationen dessen, was der Roman meinen könnte, aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass der Leser oder die Leserin den Roman ganz anders versteht.
Was war Ihr Ziel beim Schreiben dieses Buches?
Wie schon gesagt: Ein Ziel des Schreibens wäre ein Verrat am Werk. Das Buch selbst soll antworten.
Ich war auf der kurischen Nehrung mit Frau und Hunden im Urlaub, als ich den Roman begann. Es gab damals bereits die Erzählsammlung “Gefährten der Reise”, in der ich in den “Aufzeichnungen eines Verschollenen” eine Figur erarbeitete, die mich seit 1984 beschäftigt hatte. Es war die Figur des Autokraten Milton, der in frühen Arbeiten immer unsterblich zu sein schien. Eine Art Archetyp der Macht, der durchaus Bezug nahm auf all die Herrscherfiguren des 20 Jahrhunderts, böse und machtvolle Menschen, die nicht in einfachen Kategorien zu erfassen sind.
Milton spielt auch in diesem Roman eine zentrale Rolle. Vielleicht kann man sagen: europäische Geschichte wird im Roman vor einem letztlich metaphysischen Hintergrund reflektiert.
Der Roman ist durchaus objektiv und versucht sich immer an einer Metaperspektive auf scheinbar ewige gültige politische Konflikte.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Schon 1984 bemerkte ein Kritiker, der mich in die Schwarze Romantik einzuordnen versuchte, ich sei in “Milch und Blut” knallharter Stylist und ein Meister der kurzen Form (Short-Short Stories)
Das konnte ich so unterschreiben: meine schriftstellerische Fantasie zündete in kurzen, dramatischen Sequenzen, die ich zum Leidwesen eines anderen Kritikers gerne generalisierte. Eine Situation als Beschreibung eines Gefühls. Dabei blieb ich immer Schopenhauerianer.
Amalek war mein erster umfangreicher Roman. Man wird auch in diesem Buch bemerken, dass es umso stärker wird, je dramatischer die Figurenkonstellation wird.
Die übrige Sprache ist schlicht, ohne viele Bilder und Metaphern. Trotzdem ist der Roman aus einem Guss. In den letzten 8 Jahren wurde er zigmal überarbeitet. Ich denke, er hat nun eine endgültige Gestalt.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Schreiben Sie derzeit an einem neuen Buch?
Ich hatte diese wunderbare Lektorin mit der sanftesten Stimme, die man sich denken kann. Teresa Apicella, die mich persönlich aus Rom anrief und mich fragte, ob der eingesendete unfertige Roman Käpt´n Wesseling mein einziges Buch sei. Ich sendete ihr den Amalek und ich war sehr froh, als sie mich noch einmal anrief, um mir mitzuteilen, sie halte das Buch für gut. Sie hatte es offenbar wirklich gelesen. Klar, dass sie in meiner etwas gequälten Autoren Seele wie ein Lichtstrahl wirkte. Ich nahm alle Bedingungen an, obwohl ich wieder einmal eigene Bücher kaufen musste. Teresa hatte mein Herz. Leider hörte sie auf. Die nächste Lektorin war Sylvia. Auch sie war nett, aber nicht wirklich im Thema. Leider hat sie auch viele Fehler beim Lektorieren übersehen. Trotzdem war es eine gute Zusammenarbeit.
Ohne Teresa aber hätte es das Buch nicht gegeben.
Andere Bücher?
Ich habe einen wirklich starken Roman in Arbeit. Der Käpt´n Wesseling ist Europas Antwort auf den Käpt´n Amerika, den ich schon immer nervtötend fand. Ich denke, Europa hat mehr zu bieten als die USA. Insofern ist ein Europa Buchverlag sicher etwas Gutes.
Es gibt aber auch noch andere Romane. Z.B. Das Haus unter der Erde. Und unzählige, auch sehr gute, sprachlich gelungene Short Stories. Mal sehen, wie es weiter geht.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. Amaleks Stunde von Heinz-Werner Bähr, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden, weil das Buch neue Perspektiven und Wahrnehmungsmöglichkeiten eröffnet.