Heute besprechen wir das Buch STELLA UND DIE ZEICHEN DER SCHWARZEN LIBELLE von Stephanie B. Jack, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit der Autorin des Buches, um die literarischen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die die Autorin im Laufe ihres Schreibens anspricht und die sie mit ihren Leserinnen und Lesern teilen möchte.
STELLA UND DIE ZEICHEN DER SCHWARZEN LIBELLE von Stephanie B. Jack, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist ein spannender Roman: Die Protagonistin ist Stella Facelli, eine junge Journalistin mit deutsch-italienischen Wurzeln, die sich auf dem Weg zu ihrem Onkel an den Comer See befindet.
Seit ihr Vater im Sommer 1992, als sie acht Jahr alt war, in Frankfurt auf mysteriöse Weise zusammen mit einem jungen Mann, der bei ihnen in der Pizzeria gerade zu arbeiten angefangen hatte, ums Leben kam, hat sie ihren Onkel Giuseppe nicht mehr gesehen.
Aufgrund eines Briefes von ihm macht sich Stella nun – innerlich sehr aufgewühlt – auf den Weg dorthin, begibt sich auf die Suche nach ihren eigenen Wurzeln.
Auf der Fahrt wird Stella durch ein Unwetter in einen Unfall verwickelt, bei dem sie den berühmten Radrennfahrer Roberto Gentile kennenlernt.
Wird diese Begegnung bestimmend sein für das Schicksal der beiden?
Nach einer Aussprache mit ihrem Onkel ist Stella sehr glücklich darüber, einige Zeit in dieser wunderschönen Landschaft am Comer See verbringen zu dürfen.
Die Ereignisse überschlagen sich und kurz hintereinander werden noch zwei weitere Personen ermordet. In dieser turbulenten Zeit lernt Stella Roberto immer näher kennen und findet nach und nach immer mehr über sich und ihre Familiengeschichte heraus.
Werden sich die mysteriösen Morde aufklären lassen? Und wie wird Stellas Zukunft wohl aussehen?
Mit kriminalistischem Spürsinn, aber auch mit viel Gefühl führt die Autorin durch diese unterhaltsame, spannende und mitreißende Geschichte.
Hier ist das Interview mit der Autorin: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen bestimmen den Roman?
Mein Ziel ist es eine erfundene Geschichte so zu schreiben, dass sie glaubwürdig erscheint. Eine übertriebene Effekthascherei und unwahrscheinliche Fiktion lassen meiner Meinung keinen Raum um Thematiken anzusprechen, welche die Menschen im täglichen Leben bewegen. Deshalb konfrontiere ich meine fiktiven Romanfiguren mit realistischen Situationen die sich im Laufe zu einer kriminellen Story verflechten. Sie treffen aufeinander und erleben all die guten und traurigen Momente, die unser Leben bereit hält. In diesem Fall umfasst dabei die zeitliche Spanne eine komplette Jahreszeit, die des Frühlings. Ob zufällig oder gewollt entstehen nun anhand dieser Begegnungen eine Reihe an unterschiedlichen Thematiken. Für Stella und ihrem Onkel geht es am Anfang um das Thema wie man nach langer Zeit der Trennung sich annähert, ausspricht und gemeinsam eine lange verschwiegene Familientragödie verarbeitet. Hierbei vollzieht sich ein Rückblick auf eine leider düstere Epoche, die nicht allein nur die italienische Historie betrifft. Mafiöse Gruppierungen mit ihren kriminellen Machenschaften, hatten Ende der Achtziger bis Anfang der Neunziger einen Höhepunkt erreicht. Nur dank des aufopferungsvollen Kampfes zweier Männer in meinen Augen wirklicher Helden, Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, gelang es nun eine Kultur der Gegenwehr, Ächtung und des ideologischen Neuanfangs zu bestärken. Ich darf in meinen Augen aber dieses wichtige Thema nur anschneiden und den Leserinnen und Leser zur Mahnung ins Gedächtnis bringen. Da ich nur ein indirekter Zeitzeuge bin und das Ganze allein aus TV und Presseberichten kenne, maße ich mir eine tiefergehende Auseinandersetzung nicht an. Durch mein Beispiel mit der erfundenen Familie Facelli, die in Frankfurt eine Pizzeria betreibt, hoffe ich aber diesem Anliegen gerecht zu werden.
Ein anderer Schwerpunkt ist die Problematik des Alters. Was passiert mit deinem Haus oder gar einem kleinen Handwerksbetrieb indem du dein Leben verbracht hast? Wie wird nach dem Tod an dich und deinem Werk gedacht? Eine überalterte Gesellschaft birgt, außer seinen bekannten Generationskonflikten, auch ein anderes Problem zu Tage. Immer häufiger werden diese wundervollen pittoresken Dörfer, die teils bereits im Mittelalter entstanden, verlassen. Junge Menschen ziehen weg in Metropolen wo sie ihre Arbeit, ihre Freizeitaktivitäten finden. Mir blutet regelrecht das Herz wenn diese dörflichen Kulturen wegbrechen und alles zerfällt. All diese Thematik verknüpfe ich mit dem Schicksal einer alten Dame, im Buch die Figur Contessa di Castano.
Weitere Themen sind erfreulicher. Am Beispiel des Radrennfahrers Roberto Gentile führe ich die Leserinnen und Leser in die Welt des Radsports hinein. In der Region um den Comer See ist es das Volksvergnügen schlechthin. Ob Amateur oder Profi es wimmelt geradezu von den Drahtesel Fahrern. Ein perfektes Terrain aus Gebirge und ebenen Tälern. Zwischen Bellagio und Erba ist gar eine heilige Pilgerstätte für den Radsport zu finden. Madonna del Ghisallo ist eine kleine Kapelle, die speziell für die Biker geweiht wurde und in meinem Roman eine wichtige Rolle spielt. So bekommt der Radrennsport ein besonderes Augenmerk.
Nebenbei möchte ich auch den Reiz der Landschaften und ihrer Kontraste vermitteln. Anfänglich das wundervolle Allgäu mit seinen facettenreichen Grüntönen weiter über die ehrfürchtigen Gipfel der Schweizer Berge bis zur mediterran angehauchten Alpensüdseite mit der reich an Sehenswürdigkeiten Lombardei.
Welches sind die Hauptcharaktere? Wie verändern sich diese im Laufe des Buches und warum?
Im Blickpunkt steht natürlich die Journalistin Stella. Gezeichnet vom frühen gewaltsamen Tod ihres Vaters, fühlt sie sich unsicher, verletzlich und introvertiert. Andererseits kann sie wie eine Löwin kämpfen und förmlich explodieren. Das passiert wenn ihr nahestehende Personen Unrecht widerfährt oder sich jemand an der Natur vergeht.
Sie ist in diesen Fällen in ihrem Handeln entsprechend fokussiert, entscheidungsfreudig und couragiert und ein klein wenig jähzornig.
Diese Charaktereigenschaften übernehmen im Laufe der Geschichte, mit zunehmendem Mut und Erfolg, bei ihr die Oberhand und letztendlich wird sie auch beim Thema Liebe selbstbewusster.
Dennoch möchte ich nie eine perfekte Stella darstellen. Sie soll menschlich bleiben und darf immer mal in das ein oder andere Fettnäpfchen hineintreten.
Onkel Giuseppe füllt in diesem Roman anfangs eine undurchsichtige, zwiespältige Rolle aus. Die eigentlich herzensgute Seite wird durch sein oftmals feiges und träges Auftreten in den Hintergrund verdrängt. Erst als er sich an einem Punkt der Geschichte befindet, in der seine lethargische Art ihn in ernsthafte Schwierigkeiten bringt, entfacht aus ihm ein jugendliches draufgängerisches Feuer.
Roberto Gentile opfert für seine geliebte Passion, dem Radrennsport all seine Zeit und Energie. Ehrgeizig trainiert er bis zur vollkommenen Erschöpfung. Dafür lässt er andere Dinge schleifen. Es ist ihm egal, ob er in einer kleinen Junggesellenwohnung wohnt, weder Auto ja gar den Führerschein besitzt oder welche Klamotten er außer seinem geliebten Radtrikot trägt. Erst mit der aufkommenden Liebe zu Stella denkt er über seinen Sport hinaus. Voller Fürsorge kümmert er sich um seine Freundin und schmiedet Zukunftspläne.
Rocco Sabbane ist einer der Schurken. Gewissenlos und kaltherzig nimmt er seine Opfer aus, welche er zuvor mit seiner schmierigen Art umgarnte und täuschte. In Folge wird er zunehmend arroganter und überheblicher. Stella sieht er dabei nicht als Gefahr an und macht sich eher lustig über sie.
Commissario Bandini ist anfangs gegenüber Stella hilfsbereit und zuvorkommend. Aber etwas passiert und er wandelt sich ab. Launenhaft und exzentrisch benimmt er sich in ihrem Beisein als wolle er gar ein Geheimnis verbergen.
Was möchten Sie den Leserinnen und Lesern vermitteln?
In erster Linie möchte ich, parallel zu einer spannenden Kriminalgeschichte, die Botschaft vermitteln wie wichtig es ist, gute funktionierende Freundschaften zu besitzen. Vertrauen in seine Mitmenschen zu haben und Zivilcourage zu zeigen. Intoleranz, Vorverurteilungen und Abgrenzungen sollten keinen Platz mehr in einer Welt finden, die größtenteils medial vernetzt und aufgeklärt ist. Solche ehrenhaften Aspekte können meiner Meinung nach aber nur als Nebenprodukt in dieser Form von Romanliteratur vorkommen. Ein Großteil der Handlung wird verschlungen mit dem Aufbau des Nervenkitzels, einer Prise Humor und der obligatorischen Liebesgeschichte. Ansonsten würde man leider den berühmten roten Faden verlieren und die Kriminalstory verwässern.
Wichtig ist mir aber auch über die Region Comer See und das angrenzende Valtellina zu schreiben und dafür zu werben. Für mich ist es der perfekte Rückzugsort. Man findet auf wenigen Quadratkilometern einen Mikrokosmos aus hochalpiner Bergwelt, südlichem Flair, traditionell geprägtes bäuerliches Leben bis zu imposanten herrschaftlichen Luxusvillen in denen der Geldadel seinen Status offen zur Schau zeigt.
Speziell lösen aber gerade die zahlreichen Seitentäler, wie eben das Valtellina oder auch Valsassina und Val d´Intelvi, eine besondere Faszination und Sehnsucht bei mir aus. Man erlebt hier eine herrlich anmutende Ursprünglichkeit. Die Menschen die dort leben sind ehrlich, gastfreundlich und offen. Dazu die mit soviel Hingabe erzeugten Köstlichkeiten wie Bitto Käse, Bresaola Schinken und den Veltliner Weinsorten.
Überhaupt finde ich es unheimlich wichtig ein Statement pro Europa abzugeben. Wir sind bloß fünf Prozent der Weltbevölkerung und besitzen eine derart facettenreiche Kultur, mannigfache Sprachen, Bräuche, all dies eingebettet in faszinierenden Landschaften. Wir dürfen uns wahrhaft privilegiert nennen, in diesem kleinen Teil der Welt zu leben und doch sind wir oft unzufrieden, umgeben von Zweifeln wenn es um die europäische Gemeinschaft geht. Dabei sind unsere Wünsche, Werte, Prinzipien, Hoffnungen, aber auch die Ängste und Sorgen absolut gleich. Regionale Feinheiten bewahren aber zusammenstehen für ein einiges Europa, das wünsche ich mir.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Es ist wohl ein kreativer Schreibstil, die mit detailreicher und blumiger Sprache eine erdachte Geschichte erzählt. Teilweise etwas chaotisch und vertrackt in ihrer Weise, weil Emotionen und die persönliche Note meine Schreibart lenken. Augenzwinkernd könnte man es als poetische Hervorhebung der Hintergedanken bezeichnen. Mehr möchte ich mich dazu aber nicht selbst äußern, da ich der Meinung bin, dass dies dem Urteil des Lesers unterliegt. Und da hoffe ich auf ein gnädiges.
Vorbilder habe ich eigentlich keine, da ich bestrebt bin niemanden zu kopieren. Ich versuche eine eigene Art zu kreieren und hoffe dass dies mir auch gelingt. Es ist letztendlich meine im eigenen Kopf gespinnte Fantasie. Die möchte ich erzählen und den Lesern eine Freude bereiten.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Planen Sie, weitere Bücher zu schreiben?
Absolut positiv! Nur durch die professionelle Unterstützung der Europa Verlagsgruppe gelang es mir meinen Traum vom Buch schreiben zu verwirklichen. Hier kann ich mich nur ganz herzlich bedanken. Den Widrigkeiten der leidvollen Pandemie Zeit verschuldet, fand die Zusammenarbeit zwar kontaktlos statt. Trotzdem fühlte ich mich jederzeit bestens betreut. Ich hoffe es möge die Gelegenheit kommen, dass ich bei all jenen die an diesem Projekt beteiligt waren, insbesondere bei meiner Lektorin, persönlich Danke sagen zu können..
Zwei, drei neue Buchprojekte sind bereits am Entstehen und entwirren sich täglich aus meinem Gedankensalat. Ein Fortsetzungsroman über die Journalistin Stella Facelli fällt darunter, wobei sie diesmal viel tiefer in und um die Geheimnisse des Lario und seinen Menschen ermittelt. Weiter bin ich dabei eine Geschichte über zwei Frauen zu schreiben. Die zwar seit Kindertagen befreundet, sich aber erst auf einem Roadtrip intensiver kennen lernen. Natürlich wird in der Handlung ein Tötungsdelikt mit einfließen. Das Ganze wird sich, so die Überlegung, in Frankreich zwischen Bretagne und Normandie abspielen. Außerdem plane ich eine besondere Herzensangelegenheit zu verwirklichen. Ein Roman über einen für mich wichtigen Menschen, den ich mit der deutschen Nachkriegsgeschichte parallel verknüpfe.
Wir danken der Autorin für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Themen auf den Kern zu bringen. STELLA UND DIE ZEICHEN DER SCHWARZEN LIBELLE von Stephanie B. Jack, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden und lässt uns auf eine spannende Reise auf der Suche dem wahren Lauf der Ereignisse, die für unser Leben so entscheidend sind.