Heute besprechen wir das Buch Die Versuchung von Michael Maniura, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Die Versuchung von Michael Maniura, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist ein spannender Kriminalroman. Eine Sandkastenfreundschaft zwischen zwei führenden Humangenetikern Deutschlands wird durch die fortschreitende Entwicklung eines DNA-basierten Krebsheilmittels auf die Probe gestellt.
Die Konkurrenz endet mit schlimmeren Folgen als einem verlorenen Backgammonspiel: Eine Leiche wird gefunden. Der Schuldbeweis des Verdächtigen liegt in einer vom Prototyp des Cytosin-Methyl modifizierten Spur; dieses Heilmittel hat jedoch den genetischen Code verändert und befreit somit den Täter von jedem Verdacht.
Der Autor schafft mit diesem Perspektivenspiel das brillante Beispiel eines modernen Kriminalromans, der sich von der Herstellung der Corona-Impfstoffe inspirieren lässt.
Hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen bestimmen Ihr Buch?
Es steht nicht ausdrücklich im Titel, aber es handelt sich insofern um einen klassischen Kriminalroman, als ein Mord und seine Aufklärung die Handlung bestimmen. Weniger klassisch ist mein Vorgehen, denn die Frage »wer ist der Täter?« stellt sich nicht; die Leserschaft erlebt die Tat mit und es geht darum, wie es möglich sein wird, den Täter zu überführen.
Damit ist das zweite bestimmende Thema angeschnitten: Derzeit beruhen Beweise bei Mordfällen vielfach auf DNA-Tests; stimmt die am Tatort gefundene mit der des Verdächtigen überein, gilt er als überführt. Was ist, wenn sie nicht übereinstimmen? Ist das ein nicht umzustoßender Unschuldsbeweis? Falls ja, käme diese Logik ins Wanken, wenn eine Impfung die DNA eines Menschen veränderte. Die Covid19-Impfungen auf mRNA-Basis gehen bereits in diese Richtung. Ein eventuelles Krebsmittel, das nicht anders vorstellbar ist, als dass es direkt heilend in die Genetik des Befallenen eingreift, würde den Unschuldsbeweis endgültig umstoßen.
Ich frage mich, ob bereits jemand über diese juristische Konsequenz einer künftigen DNA-Reparatur nachgedacht hat.
Welches sind die Hauptcharaktere? Wie verändern sich diese im Laufe des Buches und warum?
Insgesamt sind es vier. Im ersten Teil trifft die Leserschaft auf zwei Humangenetiker, die zunächst befreundet sind, sich aber mehr und mehr zu Konkurrenten entwickeln. Im zweiten Teil kommt ein Gerichtsmediziner hinzu, der den verbliebenen Wissenschaftler zunächst bewundert, nach und nach jedoch zu der Erkenntnis gelangt, keinen trauernden Freund und Kollegen vor sich zu haben, sondern den Täter. Eine Polizistin als vierter Hauptcharakter, die sowohl an dem Gerichtsmediziner als auch an der Aufklärung des Mordes interessiert ist, rundet das Perspektivenspiel ab. Perspektivenspiel deshalb, weil beide Teile in der Ich-Form erzählt sind, aber aus verschiedenen Sichten, nämlich des einen Humangenetikers und des Gerichtsmediziners. Einige Szenen kommen doppelt vor, aber aus den erwähnten Sichten, sodass sie sich völlig unterschiedlich lesen.
Der erste Teil schildert die Entfremdung zweier Freunde, die unglücklicherweise in derselben Branche an vorderster Stelle prominent mitmischen, und der zweite die Annäherung zweier Personen, die ein gemeinsames fachliches Interesse auf Grund abweichender, zueinander passender Qualifikationen zu einer perfekten Symbiose zusammenschmiedet.
Was möchten Sie den Leserinnen und Lesern vermitteln?
Es ist unschwer zu erkennen und auch im Klappentext nachzulesen, dass ich die Inspiration zu meiner Handlung aus der Entwicklung und den vielfältigen Diskussionen um die Impfstoffe auf mRNA-Basis bezog. Unabhängig zu den diversen Meinungen liegt für mich auf der Hand, dass es sich um die Vorstufe zu einem Krebsheilmittel handelt, das nicht anders wirkungsvoll einsetzbar sein wird als durch die Reparatur defekter Gene, das heißt durch direkte Beeinflussung der DNA.
Jetzt schon ist absehbar, dass neben der herkulischen Entwicklungsaufgabe der Pharmaindustrie, die dieser bevorsteht, die Diskussion zwischen Gegnern und Befürwortern weitaus heftiger geführt werden wird als bei den Covid19-Impfstoffen. Mein Diskussionsbeitrag besteht darin, dass es zwei Paar Schuhe sind, ob sich ein Mensch rein philosophisch Gedanken zu machen privilegiert ist oder er, von schwerer Krankheit gezeichnet, in jedem beliebigen Mittel die letzte Chance sieht, sein Leben zu retten. Nichtsdestoweniger unterlasse ich nicht die Warnung, sich allzu euphorisch, sozusagen mit dem Tunnelblick des Wissenschaftlers auf die Zulassung eines solchen Mittels zu stürzen, ohne die Nebenwirkungen zu beachten.
Natürlich habe ich das Krebsmittel nicht erfunden; folglich enthält der Roman Science Fiction-Elemente, obwohl er bieder im vermeintlich heutigen Berlin spielt. Auf Grund der geschilderten Problematik wird es noch lange währen, bis das von mir vorweg genommene Ziel erreicht ist, fürchte ich.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Mein Schreibstil ist unter Berücksichtigung der neuen Rechtschreibregeln klassisch; sollte ein(e) Leser(in) ihn als »antiquiert« ansehen, würde mich das nicht stören. Ich bemühe mich dennoch um einen parataktischen Satzbau, denn zu viel ineinander Verschachteltes versuche ich ihr und ihm nicht zuzumuten.
Ich bin nicht genregebunden; so ist »Die Versuchung« nach technischen geprägten und unheimlich-fantastischen Erzählungen mein erster Kriminalroman. Folglich sind es unterschiedliche literarische Modelle, auf die ich mich beziehe. Die technisch geprägten Erzählungen orientieren sich an Arthur C. Clarke und Michael Crichton, zwei der wenigen Science Fiction-Autoren, die technisches Fachwissen in ihre Werke einbrachten, und die unheimlich-fantastischen an H. P. Lovecraft, ohne allerdings dessen etwas bombastischen Stil nachzuahmen, und dem Duo Preston/Child. Beide Gruppen verstanden und verstehen vom behutsamen Aufbau von Spannung bis zur spektakulären Auflösung einiges.
Es fällt auf, dass sich unter meinen Favoriten kein deutschsprachiger Autor findet. In jüngster Zeit entdeckte ich Andreas Gößling, dessen atmosphärische Dichte erstmals mit der angelsächsischer Autoren mithält. Mein Wunsch und Ziel besteht darin, dereinst in dieselbe Kategorie eingereiht zu werden.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Planen Sie, weitere Bücher zu schreiben?
Nicht umsonst veröffentlichte ich mit »Die Versuchung« meinen dritten Roman beim Europabuch-Verlag. Als erfreulich empfand ich, dass die Lektorinnen außer der Korrektur von Tippfehlern meinen Text unangetastet ließen, für mich ein Beweis, dass er so gefiel, wie ich ihn abgeliefert hatte. Das ist nicht zuletzt ein großes Kompliment. Zustimmung nicht nur bei mir, sondern im auch gesamten Bekannten- und Verwandtenkreis fanden Gestaltung und Haptik des fertigen Produkts.
Ich bin ein Autor, von dem nur Spätwerke existieren, denn ich begann mit dem Schreiben erst, nachdem ich in den Ruhestand getreten war. Meine bisherigen Veröffentlichungen beruhen auf meinen Kenntnissen aus Ausbildung, Beruf und dem Leben insgesamt, während ich mich mit »Die Versuchung« erstmals an ein Thema wagte, das zwei Jahre zuvor nicht in der Luft lag.
Ich sehe keinen Grund, nicht weiter zu schreiben. Mein nächstes Romanprojekt gründet sich auf demselben Thema wie »Die Versuchung«, geht es aber von der sozialen Seite an. Mit ihm habe ich noch nicht begonnen, aber ein mehrseitiges Exposé steht bereits. Ich hoffe, es bis zum Sommer mit Leben gefüllt zu haben.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. Die Versuchung von Michael Maniura, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden.