Heute besprechen wir das Buch Gomnam. Reflexionen in der Diaspora von Ali Fathi, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Gomnam. Reflexionen in der Diaspora von Ali Fathi, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist ein fesselnder autobiografischer Roman. Er umfasst einen weiten historischen Rahmen und setzt sich mit den lebenslangen, oft destabilisierenden Folgen für Betroffene von Gewaltherrschaft und kolonialen Bedingungen auseinander. Der Gomnam genannte Erzähler offenbart und reflektiert zuvor teilweise verdrängte, unbewältigte, authentische Erinnerungen, Erfahrungen und Gedanken eines Menschen, der im Iran verschiedene Namen trug. Das Pseudonym Gomnam steht dabei stellvertretend auch für die Bedeutung der vielen ähnlichen, unsichtbaren, nicht erzählten, verlorengegangenen Erlebnisse und Schicksale seiner Generation.
Hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen und Inhalte werden von Ihnen in dem Buch angesprochen?
Es geht um Gewaltherrschaft, bedingt durch ihre sozialisierenden Aspekte in unserer Erziehung und auch in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben, transgenerationelle Kontinuitäten und resultierende Gefangenschaft, Folter, Flucht, Migration und Rassismus sowie Menschsein bzw. Menschwerdung als lebenslanger Reflexionsprozess und Reifeprozess.
Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Was möchten Sie ihm oder ihr vermitteln?
Es richtet sich an alle Menschen, die sich mit den oben genannten Themen beschäftigen oder damit in Berührung kommen. Vor allem wünsche ich mir eine große Leserschaft aus der weißen Mehrheitsgesellschaft im deutschsprachigen Raum.
Für Menschen, die in der Diaspora leben, eröffnet das Buch ähnliche Reflexionsmöglichkeiten und kann so einen Raum für Empowerment und Gleichwertigkeit gestalten.
Was war Ihr Ziel beim Schreiben dieses Buches?
Ich möchte meine Erfahrungen aus heutiger Sicht den nächsten Generationen zugänglich zu machen. Hinzu kommt meine Absicht, durch das Schreiben meine Selbstheilung, wie meine Therapie und Supervision fortzusetzen.
Auch meine Suche nach einem Weg der Demut kann ich als Ziel nennen.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Es ist eine autobiographische Erzählung mit fiktiven Elementen, um genannte Personen zu schützen. Ich bin mir nicht sicher, ob man „Gomnam“ als autobiographischen Roman bezeichnen kann. Ich habe versucht dem Schreibstil von Paulo Coelho zu folgen.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Schreiben Sie derzeit an einem neuen Buch?
Eine sehr befriedigende Erfahrung mit dem Verlag war die Lektoratsphase, die ich als sehr respektvoll empfunden habe. Ähnliche Erfahrungen mache ich jetzt mit der Presse- und der Werbearbeit des Verlags für mein Buch.
Ja, im Moment sitze ich tatsächlich an einem Buch, das versucht, die physischen und psychischen Auswirkungen deutscher Handgranaten und Rüstungsgüter, mit denen sich Menschen in der Diaspora im Iran seit über 40 Jahren zwangsweise auseinandersetzen müssen, exemplarisch kritisch darzustellen. Dabei geht es um Opferperspektiven und transgenerationale Auswirkungen. Ein Aspekt sind auch die Fluchtursachen – die Zwänge und Gefahren, die vor und während der Flucht wirken. Aus den zugrundeliegenden Beispielen lässt sich eine traurige Allgemeingültigkeit ableiten, die auch heute noch aktuell ist.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. Gomnam. Reflexionen in der Diaspora von Ali Fathi, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden, weil das Buch neue Perspektiven und Wahrnehmungsmöglichkeiten eröffnet.