Heute besprechen wir das Buch 1987 Ein Sommer in Russland von Uwe Enzmann, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
1987 Ein Sommer in Russland von Uwe Enzmann, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist ein spannendes Buch über eine Liebe, die für ewig geschaffen war. Anna war es, die mir die Augen öffnete, und mich in ihr Landentführte, mir ihr Leben und noch viel mehr von der orientalischen Welt zeigte. Eine Welt, die man nie richtig verstehen wird.
Wir finden uns im Jahr 1987 wieder und begleiten Uwe Enzmann auf seiner sechswöchigen Reise an die Erdgastrasse nach Tschernuschka, mitten in Russland.
Als Student in der DDR muss er sich wie jeder junge Mann für eine Ferienarbeit melden. Er hat sich als wissbegieriger, abenteuerlustiger Student dazu entschlossen, an die Trasse zu gehen und dort neue Erfahrungen in einer vollkommen anderen Welt zu sammeln – wie er schnell feststellen muss. Mit seinem Freund Icke und noch ein paar anderen Ferienarbeitern erfährt er viele interessante Dinge über die Arbeit an der Trasse, aber auch über die Russen und die Tataren, die dort in meist sehr einfachen Verhältnissen leben. Die Gruppe lernt Anna und noch einige andere Tatarinnen und Tataren kennen, ein Volk, das unterschiedlicher nicht sein könnte, mit tiefen geschichtlichen Wurzeln, die der Autor in diesen sechs intensiven Wochen versucht, zu verstehen und zu ergründen.
Hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen und Inhalte werden von Ihnen in dem Buch angesprochen?
Damals 1987war die DDR wie ein Käfig, nicht nur 1987 sondern die ganze Zeit in der ich dort lebte. Somit war ich froh einen Sommer in Russland an der Trasse (Erdgaspipeline) zu erleben. Wir fuhren damals von Moskau 1500 km mit dem Zug bis kurz vor das Uralgebirge. Alles war anders als vorher angenommen. Ursprünglich lebten in diesem Gebiet Tataren. Tataren ist ein Überbegriff von den verschiedenen Stämmen die in diesem Gebiet und bis zur Halbinsel Grimm lebten. Im 2. Weltkrieg siedelte man nicht nur die Waffenindustrie sondern auch Ukrainer und Russen in dieses Gebiet um, um diese Menschen vor dem Krieg zu beschützen. Mein Buch schildert die Verhältnisse der Arbeiter an der Erdgastrasse. Als wir ein paar tatarische Mädchen kennen lernten, verliebte ich mich in Anna. In der kurzen Zeit, wo wir zusammen waren, zeigte sie wie Russland wirklich war, weit ab von Moskau. Ich sah die Holzblockhäuser, die das Bild der Städte und Dörfer dominierten, nicht nur von außen.
Es ist eine Erzählung über die Verhältnisse an der Erdgaspipeline und der Arbeiter aus der DDR. Immer mehr wird dieses Buch später zum Liebesroman. Damit aus dem Sex mit Anna keine Pornos werden, habe ich versucht darzustellen welche Macht und welchen Einfluss mancher Tatarenstamm aus den weiten Steppen bis ins 15. Jahrhundert hatten.
Sie beherrschten oftmals nicht nur Russland sondern brachten auch Änderung in Europa.
Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Was möchten Sie ihm oder ihr vermitteln?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Diese Erzählung ist authentisch und soll darstellen wie es im waren Russland 1987 war und sicherlich hat sich in den Dörfern und kleinen Städten auch nicht so viel verändert. Der Vielvölkerstaat Russland ist nicht so einfach zu begreifen.
In Sibirien gibt es noch Nomadenstämme das Umherziehen und Elche jagen. Russland hat in den letzten hundert Jahren sehr viel gelitten. Die Oktoberrevolution hat so vielen Menschen das Leben gekostet. Im zweiten Weltkrieg gab es 30 Millionen Tode Russen, mache sprechen sogar von 50 Millionen. Russland ist nicht so einfach zu regieren. Denn in der Vergangenheit wurden Sie mit eiserner Faust regiert. Von den Fürsten und Zaren, später von den Kommunisten. Eine Demokratie wie bei uns kann man nicht so einfach einführen, denn das braucht viel sehr viel Zeit.
Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Alle das Russland nicht kennen, alle die Wut auf Russland haben. Aber die Wut sollte sich ja eher auf die Außenpolitik der Russischen Föderation beschränken, nicht auf die Menschen.
Was war Ihr Ziel beim Schreiben dieses Buches?
Es hat fast 30 Jahre gedauert, bis ich diese Geschichte ausgeschrieben habe. Es war eine Erfahrung in meinem Leben, welche ich nicht länger für mich behalten wollte. Es ist ja nun so, dass wir in der DDR die Russen nicht leiden konnten. Denn die Russen, also Moskau hat uns ja diktiert. Die DDR war von den Russen besetzt. Wir waren damals ein russischer Satellitenstaat. Wenn man nun aber einmal Russland, so weit ab von Moskau kennen gelernt hat, denkt man ganz anders. Das russische Volk war arm, aber es war herzlich und freundlich. Unter den Tataren war ein echter Zusammenhalt und die haben genauso auf ihre Regierung geschimpft, wie wir in der DDR auf unsere Regierung.
Ich möchte den Menschen die Augen öffnen und zeigen wie es wirklich war und dass Sie nicht so sehr viel anders sind als wir. Natürlich gelten Sie heute oft als laut und unkultiviert, wenn man im Urlauber- Hotel auf so eine Gruppe stößt. Dabei sollte man bedenken, wo sie herkommen und dass sie immer noch viel trinken. Aber bis vor ein paar Jahren, hat sich unsere Jugend auf Mallorca auch nicht so vornehm aufgeführt.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Ich habe eher einen schellen forschen Schreibstil. Die Bücher werden dadurch nicht langweilig, sondern bleiben interessant. Ein direktes Vorbild oder ein literarisches Modell habe ich nicht. Am liebsten lese ich Sherlock Holmes Geschichten, Artur Conan Doyle schreibt auch schnell und forsch. Aber vergleichbar sind die Texte mit meinen Geschichten nicht. Doyle schrieb ja für eine Zeitung und der Text war oftmals nur 20 – 25 Buchseiten. Außerdem schrieb er Kriminalgeschichten. Meine Jugendgeschichten sind authentisch. Der Nachteil von so einer Schreibweise liegt allerdings offen, dass Manuskript kann schnell zu kurz werden. Man bearbeitet es dann wieder und wieder.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Schreiben Sie derzeit an einem neuen Buch?
Also bis jetzt bin ich sehr zufrieden mit der Verlagsarbeit von Euro Buch. Natürlich bin ich ein Neuling und kann nicht vergleichen, wie andere Verlage das machen. Aber wie gesagt ich bin zufrieden und würde auch gern weitere Bücher mit Europa Buch veröffentlichen. Entscheidend ist aber erst einmal, dass dieses Buch erfolgreich wird.
Ich arbeite zurzeit an zwei Büchern. Das erste Buch habe ich irgendwann einmal angefangen und nicht zu Ende geschrieben. Das zweite Buch muss ich überarbeiten, ich habe dieses Buch vor 41 Jahren als ich damals gerade 21 Jahre alt war. Ich wollte es noch zu DDR- Zeiten veröffentlichen, allerdings übte ich zu viel Kritik gegen die DDR und gegen den Bund der sozialistischen Länder. Ich hatte dann einfach Angst und es sein gelassen. Später habe ich das Manuskript in den Computer getippt und einigen Freunden geschickt. Einige haben es als gut empfunden lustig und gut zu lesen, andere nicht so. Es kam dann eher heraus das Sie das Buch überhaupt nicht gelesen haben und die Meinung vertraten, “du kannst doch kein Buch schreiben, du hast doch keine Ausbildung als Schriftsteller“. Also habe ich das bis dahin geschrieben wieder auf Halte gelegt.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. 1987 Ein Sommer in Russland von Uwe Enzmann, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden, weil das neue Perspektiven und Wahrnehmungsmöglichkeiten eröffnet.