Heute besprechen wir das Buch VERLETZTE KINDERSEELEN von Lars Derwisch, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
VERLETZTE KINDERSEELEN von Lars Derwisch, erschienen beim Verlag Europa Buch, erklärt die Bedeutung der Erziehung und stellt die echte Arbeit des Erziehers bzw. der Erzieherin dar.
Diese Arbeit erfordert viel Geduld, Offenheit, soziale und interkulturelle Kompetenz sowie viel Empathie. Besonders, wenn man mit Kindern arbeitet, die in ihrem bisherigen Leben schon viele schlimme Dinge erleben mussten und kaum Honig schlecken durften. Das Buch schildert das tägliche Leben verschiedener Kinder in einem Heim, ihre Gefühle und Aktionen, sowie die der Erzieher Jens und Anja, die sich mühe- aber liebevoll dem Wohlbefinden der Kinder widmen, ihnen Orientierung und Geborgenheit liefern, verlorenes Vertrauen in Erwachsene wieder aufbauen und ihre Tage mit abenteuerlichen Erlebnissen füllen.
Hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen und Inhalte werden von Ihnen in dem Buch angesprochen?
Da alle Geschichten in diesem Buch mehr oder weniger genauso in der Realität passiert sind, handelt es sich um Heimkinder und die Schicksale, die als Grund ihres Aufenthaltes in einer Fremdunterbringung herangezogen wurden. Vor allem wird das Konzept eines innewohnenden Erziehers vermittelt, der im Heimgebäude als Rückzugsort seine eigene kleine Wohnung besitzt, ansonsten aber tagtäglich arbeitet und mit den Kindern „lebt“. Dadurch entstehen Bindungen und man wird zur Bezugsperson. Alles, was die Kinder positiv oder negativ erleben, wird zuerst durch diese enge Bezugsperson geteilt und nicht von den Eltern miterlebt.
Deutlich werden soll zudem, wie individuell die Geschichten der einzelnen Kinder sind, auch wenn es sich um Geschwister handelt und wie sie damit umgehen bzw. aufwachsen. Verloren gegangenes Vertrauen in Erwachsene soll wieder hergestellt werden, damit die Kinder für ihr zukünftiges Leben genügend Resilienz aufbauen und durch Vertrauen in Personen, die ihnen Halt und Orientierung geben sollen, ihr Leben eigenständig zu meistern lernen.
Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Was möchten Sie ihm oder ihr vermitteln?
Das Buch spricht keine gezielte Leserschaft an. Durch den authentischen Inhalt wird er von verschiedensten Personen auch verschieden aufgefasst. Fachkräfte werden höchstwahrscheinlich Elemente ihrer Arbeit mit (traumatisierten) Kindern wiedererkennen. Eltern in ähnlichen Lebenslagen können lesen, wie es womöglich einem eigenen Kind in solch einer Einrichtung gehen kann. Kinder oder Jugendliche erhalten reelle Einblicke in ein „Heimleben“ und werden anschließend evtl. anders über „Heimkinder“ denken.
Die Arbeit ist so vielfältig, spannend, rührend, anstrengend, traurig, verwirrend, lustig und noch vieles mehr, so dass jedes Kapitel mindestens eines der o.a. Gefühle bearbeitet und auch deren Kombinationen bietet.
Vielleicht kann es auch anregen, sich zu entscheiden, ebenfalls einen sozialen Beruf zu ergreifen und sich Kindern mit ähnlichen Lebensumständen zu widmen. Es ist unbeschreiblich zu erleben und in Worte zu fassen, was man als Fachkraft von den Kindern zurückbekommt. Es wäre schön, wenn dieses Buch einen Einblick in die Gefühlswelten aller Beteiligten bieten kann.
Was war Ihr Ziel beim Schreiben dieses Buches?
Es wuchs irgendwann, schon mehrere Jahre nach diesem Engagement im Heim, der Wunsch, alles Erlebte aufzuschreiben. Dabei war es nicht nötig, eine Art Selbsttherapie durchzuführen, aber die Geschichten sollten nicht in Vergessenheit geraten. Dass daraus ein Buch werden könnte, war vordergründig noch gar nicht das Ziel. Als das Schreiben begann, wurde deutlich, dass die Erinnerungen sofort klar und präsent wurden. Details sprudelten hervor, Gefühle wurden wiederholt, die erinnerten Szenen nochmals durchlebt und der Schreibfluss war kaum zu stoppen.
Es sollte kein Fachbuch mit pädagogischen Ratschlägen werden obwohl einige Begriffe aus der professionellen Arbeit Erwähnung finden, um z.B. bürokratische Notwendigkeiten oder Hintergründe zu erklären.
Alle, die das Buch gerne lesen werden, sollen sich mit ihren eigenen Emotionen abgeholt fühlen und bestmöglich erkennen, wie viel Leidenschaft in diesem Beruf steckt und was man als Fachkraft auch alles aushalten muss. Dieses untermauert durch authentische Berichte, die teilweise zu Tragödien, Komödien oder auch Krimis wurden. Es wäre sehr gut, wenn auch der Spaß, den man in diesem Job mit Kindern hat, deutlich werden kann.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Der Schreibstil ist schlicht erzählend, prosaisch. Da es kein Fachbuch oder keine wissenschaftliche Ausarbeitung werden sollte, ist es nicht gespickt mit Quellenangaben und sonstigen Bezügen. Es besteht auch keine Garantie auf eine lückenlose Korrektheit in allen geschilderten Handlungssträngen.
Daher werden die einzelnen Kapitel auch durch einen außen stehenden, neutralen Erzähler geführt und keine Person durch eine Ich-Erzählung in den Mittelpunkt gesetzt, damit alle zu betrachtenden Perspektiven frei entstehen können.
Jedes Kapitel ist für sich einzeln lesbar, ohne die vorherigen kennen zu müssen. Setzt man mitten im Buch an, kann man das Erzählte verstehen und nachvollziehen. Einzig die Namen und Zusammenhänge der Kinder werden nicht in jedem Kapitel wiederholt. Deren Vorstellung findet im ersten Kapitel statt und ihre Erlebnisse bzw. Verhaltensauffälligkeiten begleiten das Buch bis zum Ende.
Es wurde versucht, einen Spannungsbogen zu kreieren, so dass das Lesen Spaß macht und die Lesenden gerne wissen wollen, was als nächstes passiert. Somit kann man sich gut durch jedes Kapitel arbeiten und am Ende durchatmen, um sich dann dem nächsten zu widmen.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Schreiben Sie derzeit an einem neuen Buch?
Die Erfahrung mit dem Verlag Europa Buch war sehr gut. Vom ersten Anruf an, in dem mitgeteilt wurde, dass Interesse besteht, es zu verlegen bis zum Tag, an dem das Buch gedruckt und fertig auf dem Tisch lag, gab es eine sehr enge und gute Betreuung. Man merkte schnell, dass hier professionelles Arbeiten und ein konkretes Ziel wichtige Elemente in der Zusammenarbeit vorherrschten.
Sehr interessant ist die europaweite Vernetzung des Verlages und die internationalen Möglichkeiten, einen geographischen großen Bereich abzudecken.
In der Tat ist ein neues Buch seit einiger Zeit in Arbeit. Dessen Inhalt wird wieder eine authentische Geschichte sein, in der es um die Bewältigung einer Angststörung gibt, bei der der Vereinsfußball sehr hilft. Die Idee zu einem Buch kam sogar vom Betroffenen selbst, der aus seinem Leben und Erlebten berichtet und wie er sein Schicksal nach und nach besiegte.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. VERLETZTE KINDERSEELEN von Lars Derwisch, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden, weil das neue Perspektiven und Wahrnehmungsmöglichkeiten eröffnet.