Heute besprechen wir das Buch Daemon Angulus von Lucas Hurtig, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Daemon Angulus von Lucas Hurtig, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist ein bedeutendes Debütroman, der von verschiedenen Persönlichkeiten erzählt: Hannah, die junge, erfolgreiche Chefredakteurin eines wissenschaftlichen Journals, wirkt geradezu übernatürlich anziehend.
Vor langer Zeit ist Anton ihrem Charme erlegen – und das, obwohl ihre strenge religiöse Erziehung immer wieder den Atheisten in ihm reizt. Aber die Beziehung des ungleichen Paares wird bald von mysteriösen Ereignissen auf die Probe gestellt: Hannah glaubt, von einem Dämon heimgesucht zu werden. Selbst, nachdem die beiden ihr altes Leben zurücklassen und in ein neues Haus ziehen, kehren die Wahnvorstellungen wieder zurück. Anton möchte seiner Freundin helfen, doch auch er ist besessen – von seiner krankhaften Selbstverliebtheit. Werden sie es schaffen, gegen den Daemon Angulus anzukommen, den es, ganz nüchtern betrachtet, doch gar nicht geben kann? Und kann Anton seinen Narzissmus bezwingen, um gemeinsam mit Hannah einen Weg zu finden, ihre Ängste zu überwinden?
Hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen und Inhalte werden von Ihnen in dem Buch angesprochen?
Daemon Angulus analysiert die Schwierigkeiten innerhalb der Beziehung zweier sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten; anhand dieser individuellen Geschichte werden aber auch die Probleme der Koexistenz von Religion und Wissenschaft in der modernen Welt durchleuchtet.
Dieser Zwiespalt wird in der Charakterisierung wiedergegeben: Hannah hat eine religiöse Erziehung genossen, aber dann eine naturwissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen. Ihr Konflikt zwischen diesen zwei Welten, und der Platz, den in diesem gegensätzlichen Weltbild ihr Freund, ihr Bruder und der Daemon Angulus einnehmen, bilden die Hauptmotive des Buches.
In Hannah’s Freund Anton wird die Attitüde der Intelligenzia gegenüber von Religion und Spiritualität dargestellt. Während er mit seiner akademischen Herangehensweise äußerst interessiert an allem Paranormalen ist, behandelt er es distanziert – und zu einem gewissen Grad auch hochnäßig. Das wirkt sich auf seine Beziehung zu Hannah aus. Als aber auch sein Weltbild auf den Kopf gestellt wird, muss er sich mit den Gegensätzlichkeiten seines Seins auseinandersetzen.
Andere Themen umfassen die Angst, für immer in einem alltäglichen Trott gefangen zu bleiben, und der Enfluss, den die schaulustige Wissbegier nach Klatsch und Tratsch auf uns haben kann.
Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Was möchten Sie ihm oder ihr vermitteln?
Das Buch ist genauso ein Psychologial Thriller wie es ein Beziehungsdrama ist, zu gleichen Teilen Horror und Alltagsroman. Es ist auch nicht nur für religiöse oder nur für atheistische Menschen gedacht, sondern sollte im Idealfall allen Konfessionsgruppen etwas bieten können – auch wenn der Fokus natürlich auf der christlichen Weltanschauung liegt.
Ich hoffe, dass diejenigen, die ein Aspekt dieses Buches interessiert – die klassische Geistergeschichte, die wissenschaftliche Auseinandersetzung, die religiösen und zwischenmenschlichen Thematiken – auch von den anderen Aspekten etwas mitnehmen können. Denn dafür ist die Novelle gedacht: Verbindungen schaffen zwischen Dingen, die als unvereinbar gelten. Das bezieht sich nicht nur auf Religion und Wissenschaft, sondern auch die Liebe zu verschiedenen Gattungen der Literatur.
Was war Ihr Ziel beim Schreiben dieses Buches?
Als ich das erste Manuskript begann hatte ich ein Ziel: Ich wollte eine realistische Geistergeschichte erzählen. Ich habe schon viele Ghost Stories gesehen und gelesen, die zu Anfang sehr gut darin sind, Spannung aufzubauen mit der Frage, ob das, was man glaubt zu sehen, wirklich passiert – nur um dann festzustellen, dass die Erzählung all ihre Spannkraft verliert, weil das Unbekannte allzu “sichtbar” und “greifbar” wird. Ich wollte eine Geschichte, die aus der Perpektive der Charaktere wirklich so passieren könnte.
Mit der Zeit entwickelten sich aber andere Themen, die ich einnehmend genug fand, um ihnen große Teile des Roman zu widmen. Unter anderem gab ich der Beziehung zwischen Anton und Hannah immer mehr und mehr Raum.
Und schließlich bemerkte ich – spät im Schreibprozess – dass ich möglicherweise diese Geschichte schrieb, um Gedanken zu ordnen und zu Papier zu bringen, die mich selbst schon lange antreiben: Ich wollte den Konflikt in Worte fassen können zwischen dem christlichen Selbstverständnis meiner Erziehung und dem Fokus der modernen Welt auf das, was “wirklich da” ist, und dafür war nunmal ein ganzer Roman vonnöten.
Und am Ende ist mein Ziel natürlich auch, die Leser und Leserinnen dazu zu inspirieren, genauso über ihre eigenen Haltungen zu diesen Themen nachzudenken.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Ich habe verschiedene Stilistiken angewandt: Für realistische, alltägliche Szenarien ziehe ich direkte und leicht verständliche Formulierungen blümeranter und poetischer Prosa vor. Diese direkte Sprache kontrastiert mit Antons “altertümlicher” Ausdrucksweise und seinem hohen Gebrauch von Zitaten und Anspielungen, die an die “hohe Literatur” des 19. Jahrhundert erinnern soll, wo ständige Anspielungen an historische Persönlichkeiten und Begebenheiten üblich waren.
Dort, wo die Grenze zwischen Schein und Sein verwischt, habe ich mich eines anderes Stiles bedient: Die Horrorszenen des Buches wurden in ihrer Schreibart unter anderem von H.P. Lovecraft’s Geschichten inspiriert.
Die Story ist chronologisch gehalten und zieht sich über einen recht kurzen Zeitraum hin – die Erzählperspektiven ändern sich allerdings häufig. In Daemon Angulus geht es auch um die Barrieren, die Menschen um sich her bauen, und ich habe in der Formatierung des Buches versucht, diesen Umstand deutlich zu machen. So werden alle Wechsel in der Erzählperspektive durch Markierungen im Text hervorgehoben, was die emotionale Distanziertheit der Charaktere nur noch deutlicher machen soll.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Schreiben Sie derzeit an einem neuen Buch?
Die Korrektur des Manuskriptes war äußerst produktiv, und gab mir als Erstautoren wertvolle Erfahrung mit der Formatierung eines Endproduktes. Es wurden zu meiner Überraschung keine Änderungen an der inneren Erzählstruktur der Geschichte vorgenommen.
Ich habe Daemon Angulus schon vor Jahren begonnen, und nebenbei immer weiter überarbeitet; genauso mache ich es auch mit meinen anderen Geschichten, von denen ich einige schon als Entwürfe kompletiert habe. Das bedeutet, dass es für mein nächstes Buch nicht die Frage wäre, ob und wann ich es schreibe, sondern wann ich es so überarbeiten kann, dass es in eine veröffentlichungsfähige Version gebracht wird.
Ich habe leider nicht immer viel Zeit, um an meinen Geschichten zu arbeiten, und so könnte ich nicht sagen, wann das nächste fertig wird, nur, dass es auf dem Weg ist. Und jenseits davon habe ich noch mehrere weitere Entwürfe und Ideen für künftige Projekte, daran wird es mir nie mangeln. Leben heißt für mich erschaffen, und das schließt Geschichtne mit ein. Stilistisch sind diese Ideen übrigens recht verschieden, dass mein nächstes Buch einem ähnliches Genre zugeordnet werden kann wie Daemon Angulus ist also recht unwahrscheinlich.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. Daemon Angulus von Lucas Hurtig, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden.