Heute besprechen wir das Buch Gut ist kein Gefühl! von Michael Otto, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die literarischen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Gut ist kein Gefühl! von Michael Otto, erschienen beim Verlag Europa Buch, zeigt den Weg des Autors durch die Therapie. Dies ist kein gewöhnliches Buch, sondern das Tagebuch eines Lehrers und vierfachen Familienvaters, der von einem auf den anderen Tag nicht mehr funktioniert, weil er psychisch erkrankt.
Während der Autor versucht, seine eigenen psychischen und physischen Empfindungen einzuordnen, wirst auch du deinen Körper und deinen Geist in einem neuen Licht sehen. Diese Seiten erzählen den Mut des Schaffens, die Wichtigkeit der Akzeptanz einer Depression und den niemals endenden Wunsch zu heilen.
Hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen und Inhalte werden von Ihnen in dem Buch angesprochen?
Kurz gesagt, beinhaltet dieses Buch alle meine Gedanken, Gefühle und Erlebnisse vom Ausbruch meiner Depression bis zum Ende meiner achtwöchigen, stationären Burnout-Therapie. Dies trifft aber natürlich nicht umfänglich die Inhalte des Niedergeschriebenen. Ich konnte anfangs, bevor ich die Diagnose Burnout/ Depression erhielt, das, was mit meinen Gedanken und meinem Körper geschieht nicht einordnen und begann alles niederzuschreiben, auch weil ich Angst hatte vieles zu vergessen. Diese Art des Verarbeitens nennt sich „Expressives Schreiben“ und wird auch in Therapien angewandt, was ich damals gar nicht wusste. In meiner Therapie hatte ich dann große Freude daran, alles, was ich dort lernen durfte, tiefer zu ergründen und niederzuschreiben. Neben dem Tagesablauf erfahren Leser*innen auch, was in den einzelnen Therapien, wie z.B. Sport-, Kunst-, Gruppen- oder Einzeltherapien geschieht und welche Auswirkungen diese auf mich hatten. Herausgekommen ist also mehr als ein Tagebuch. Es ist vielmehr ein praktisches Handbuch, um mehr über psychische Krankheiten, Therapieinhalte und Zusammenhänge zwischen der persönlichen Vita, sowie körperlichen und geistigen Auswirkungen zu lernen.
Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Was möchten Sie ihm oder ihr vermitteln?
Ich habe mich dazu entschieden „Gut ist kein Gefühl – Mein Weg durch die Therapie“ zu veröffentlichen, um all denen helfen zu können, die an einer psychischen Krankheit leiden, sie sollen erfahren, dass sie nicht allein sind. Es soll auch denen helfen, die Angehörige, Freund*innen oder Kolleg*innen haben, die vielleicht Hilfe benötigen. Es ist auch für all jene, die mehr über psychische Krankheiten, wie Depressionen oder ein Burnout erfahren möchten. Vor allem aber ist dieses Buch für diejenigen, die damit hadern oder gar Angst davor haben, ob sie eine Therapie machen wollen oder nicht. Meine praktischen Erfahrungen können ganz konkret und ungeschönt helfen, diesen Menschen diese Angst zu nehmen.
Was war Ihr Ziel beim Schreiben dieses Buches?
Es gab einen Moment, wo ich zu meiner Partnerin sagte, dass ich Angst davor habe, wenn mich in ein paar Wochen eine Psycholog*in fragt, was ich erlebt und gefühlt habe, ich alles vergessen haben werde. Sie sagte dann ganz pragmatisch: „Dann schreib doch alles auf!“. So begann ich mit dem Schreiben. Der große zusätzliche Nutzen war, dass sich das Gedankenkarussell, welches mich jeden Abend um den Schlaf brachte, langsamer drehte. Es ist selbst schwer zu verstehen, was gedanklich und körperlich bei depressiven Menschen geschieht, noch schwerer ist es verständlicherweise mit anderen darüber zu reden. Als ich dann nach meiner Diagnose begann, mich mit dem Thema Depression mehr zu beschäftigen, bemerkte ich, wie gut es mir tut, die Berichte von anderen Betroffenen und Ihre Erfahrungen zu lesen. Dabei ist es ja egal, ob der-/diejenige Schauspieler*in, Comedian, Sänger*in, Arbeitssuchende oder wie in meinem Fall Lehrer ist. Wenn ich in Zeitungsartikeln oder Büchern die Gedanken Betroffener las, dachte ich oft „Hey, das kennst du doch. Genauso ist es bei mir auch.“ Daher denke ich, dass dieses Buch auch anderen helfen wird. Vielleicht hilft es jemandem bei seinem Outing oder seiner Entscheidung für eine Therapie, das würde mich freuen. Ich kann es nicht oft genug betonen: Eine Depression ist eine Krankheit und du bist nicht allein!
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Manchmal ist es nicht so einfach, seine Gefühle mit Worten zu beschreiben. Dies bemerkt man spätestens dann, wenn einen die Therapeutin fragt „Wie fühlen Sie sich?“ und man nicht mit „Gut!“ antworten darf. Aber im Ernst: Ich habe nicht versucht, meine Gedanken und Gefühle mit literarischen Stilmitteln und Beschönigungen zu ummanteln. Ich bezeichne mich nicht als Schriftsteller, ich bin noch nicht einmal Deutsch-Lehrer. Als ich mich entschied, dieses Buch zu veröffentlichen, war meine Intension, dass dies ein Buch für alle Gesellschafts- und Bildungsschichten sein soll. Selbst die bio-psychischen Zusammenhänge des Körpers oder das Zusammenspiel des vegetativen Nervensystems habe ich versucht so zu erklären, dass sie auch meine Kinder verstehen würden – vorausgesetzt sie lesen dieses Buch.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Schreiben Sie derzeit an einem neuen Buch?
Ich war sehr überrascht, als Europa Buch bei mir anrief und sagte, dass Sie mein Buch umsetzen möchten. Nie im Leben dachte ich daran, dass ein professioneller Verlag mich unterstützen würde. Das Besondere an diesem Verlag ist das extrem große Mitspracherecht, welches ich habe. Keine Entscheidung, egal ob Klappentext, Inhalte, Buch-Cover oder andere Dinge dürfen ohne meine Zustimmung getroffen werden, dies empfinde ich als Privileg. Durch die Internationalität des Verlages kam es bei mir dazu, dass ich eine Lektorin hatte, deren Muttersprache nicht deutsch war, was die Kommunikation manchmal erschwerte, es konnte aber immer alles geklärt werden.
Momentan schreibe ich an meinem ersten Roman, der auf persönlichen Erfahrungen beruht und im Studentenleben spielt. Die Handlung wird alle Gefühlsebenen ansprechen, so viel kann ich schon versprechen, alles andere bleibt vorerst geheim.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Themen auf den Kern zu bringen. Gut ist kein Gefühl! von Michael Otto, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden: Die intimen Einblicke und psychologischen Inhalte der achtwöchigen, stationären Therapie sollen Menschen helfen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Sie werden die Angst vor einer Therapie beseitigen und die Frage beantworten, warum „Gut“ kein Gefühl ist.