Heute besprechen wir das Buch Mutter Natur und ihre Kinder von Jana Berger, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit der Autorin des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die die Autorin im Laufe ihres Schreibens anspricht und die sie mit ihren Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Mutter Natur und ihre Kinder von Jana Berger, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist eine Geschichte einer Familie besonderer Naturwesen, die mit unvorstellbaren magischen Kräften ausgestattet die Wunder und Einmaligkeit der Natur beschützen und am Leben erhalten.
Mit der zunehmenden Vernichtung der Natur werden jedoch ihre einst unbesiegbaren Kräfte immer weiter geschwächt, bis schließlich die Existenz der gesamten Familie kurz vor ihrer Auslöschung steht.
Deshalb bricht Alesandro, der Letztgeborene, nach Jahren der Abschottung zu einer abenteuerlichen Reise in die Welt der Menschen auf und an der Seite seiner großen Liebe Alina beginnt ein unermüdlicher Kampf für den Erhalt der Natur mitsamt all ihrer Lebewesen – bis letztendlich sein eigenes Leben in Gefahr ist…
Welche Themen und Inhalte werden von Ihnen in dem Buch angesprochen?
In meinem Buch werden zahlreiche Themen angesprochen, die Kinder aus ihrem eignen Erfahrungsbereiche kennen. Ihnen begegnen selbst in der außergewöhnlichen Familie von Mutter zwischenmenschliche Probleme, die ihnen nicht fremd sind. So lässt der Vater die Familie im Stich, weil jener Sohn, der ins 19. Jahrhundert hineingeboren wird, nicht seinen Vorstellungen entspricht. Ähnliches widerfährt dem jüngsten Sohn bei seiner Erstbegegnung mit Menschen. Doch er lernt auch Freundschaft und Liebe kennen, die ihn stärken. Da das Hauptthema Natur und deren Zerstörung viele Bereiche erfasst, begegnet den Lesern ein großes Spektrum. Dieses reicht von indigenem Leben, Kennenlernen fremder Kulturen, unterschiedliche Wertvorstellungen bis hin zu Fantastischem. Doch die Kinder erfahren auch Interessantes und Wissenswertes, was außerhalb ihres Erfahrungsbereichs liegt. So wird ihnen ein Einblick gewährt in wechselseitige Beziehungen, die in der Natur wirken. Auch die Themen Krankheit, Tod, Wegwerfgesellschaft, alternative Lebensweise sowie soziale Missstände werden nicht ausgespart. Historisches wird schlaglichtartig erhellt. Wissenschaftliches trifft auf Fantastisches. Dabei werden die Kinder mit auf Expeditionsreisen in die Pflanzen- und Tierwelt genommen, wobei sie Orientierungshinweise erhalten. Dies kann man auch in übertragenem Sinne sehen. Denn ein wesentliches Thema des Buches ist auch Lebensorientierung.
Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen? Was möchten Sie ihm oder ihr vermitteln?
Das Buch sollten unbedingt Naturinteressierte lesen und jene, für die der Erhalt der Natur wichtig ist. Aber es richtet sich auch allgemein an alle, die weltoffen sind, sich für andere Kulturen und Lebensweisen interessieren. Des Weiteren ist das Buch generell für Interessierte, die mehr erfahren möchten über Naturprozesse, über Konflikte in der Menschheitsgeschichte und über durch den Klimawandel bedingte auftretende Probleme. Gleichfalls gewährt es Einblicke in die Wechselwirkung von menschlichem Handeln und Natur. Besonders ältere Kinder der Grundschule und Kinder der Mittelstufe sollten dieses Buch unbedingt lesen, denn es nimmt sie ernst und spricht nicht in einer „Babysprache“ zu ihnen. Die Sprache ist so gewählt, dass sehr anschaulich das Geschilderte dargestellt wird. Außerdem wird bewusst auf Fremdwörter verzichtet, sodass sich den Kindern der Inhalt des Buches leicht erschließt. Ich möchte mit meinem Buch den Lesern die Liebe zur Natur vermitteln und dazu befähigen, das Schöne in einfachen Dingen zu entdecken. Ich möchte ihnen zeigen: Der Mainstream vermittelt nur ein sehr einseitiges Bild, sodass die Konsum- und Wegwerfgesellschaft nicht das Erstrebenswerte ist. Mir geht es darum zu zeigen: Es gibt andere Lebensmodelle. Jene schätzen mehr ideelle Werte als materielle und jene begreifen unsere Natur als das Kostbarste. Außerdem will ich verdeutlichen: Vorbilder sind nicht irgendwelche Actionfiguren, sondern Menschen, die sich selbstlos für die Gesundheit aller Lebewesen, für ein menschenwürdiges Leben und gegen die Zerstörung der Natur einsetzen. Das Buch sollte aber auch von jenen gelesen werden, die spannende Geschichten lieben, denn im Buch geschieht Unglaubliches, da die Kinder von Mutter Natur und ihre Eltern mit außergewöhnlichen Kräften ausgestattet sind; diese jedoch durch das Eingreifen der Menschen gefährdet sind.
Was war Ihr Ziel beim Schreiben dieses Buches?
Mein Hauptziel beim Schreiben des Buches war, Kinder für die Natur zu sensibilisieren und dadurch das Interesse zu wecken, für den Erhalt der Natur sich einzusetzen. Dies tat ich, indem ich anschaulich die Natur beschreibe und das Gefühl der indigenen Völker vermittele, dass wir von einer belebten Natur umgeben sind- so wie bei Pocahontas, wo das Indianermädchen zu Großmutter Weide spricht. Mit dem indigenen Ewenken Kahdiul lernt der Leser solch einen Menschen kennen, der noch nicht verlernt hat, dass es Verpflichtung und Selbstverständlichkeit sein sollte, der Natur etwas zurückzugeben, wenn man ihr etwas entnommen hat. Ich möchte durch das Buch meine Liebe zur Natur auf die Leser übertragen. Ich möchte aber auch ihre Fantasie anregen und zeigen, dass es arrogant ist zu glauben, dass sich dem Menschen alle Geheimnisse der Natur erschließen. Mir ist wichtig darzustellen, dass Natur nicht nur auf ihren Nutzwert eingeschätzt werden sollte, sondern sie in ferner Zukunft uns weit mehr Nutzen bringen wird, wenn wir ihr nicht zuwiderhandeln. Menschen sollen Natur nicht fürchten, aber sie sollen Ehrfurcht vor ihr besitzen. Die Leser sollen begreifen, so wie es das Indianer-Zitat des Buches eingangs besagt, dass man Geld nicht essen kann, und man nicht gleichgültig auf das Arten- und Waldsterben reagieren sollte, solang uns noch Zeit dafür verbleibt.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Mein Schreibstil ist eindeutig dem kreativen Schreibstil zugehörig. Dabei liebe ich es, emotional und bildhaft zu schreiben. Bildhaftigkeit erlange ich durch Vergleiche, Personifizierungen und Metaphern. Auch durch Sprache und lebhafte Formulierungen will ich Erzählspannung erzeugen sowie zum Nachdenken anregen. Es sollen alle Sinne angesprochen werden, sodass die Leser Situationen anschaulich erfühlen können, Bilder in ihrem Kopf entstehen, Geräusche beim Lesen wahrnehmbar sind… Man könnte den Schreibstil als „weich“ bezeichnen. Zuweilen ist er märchenhaft, dann wieder stellt er märchenhaft und glaubhaft Surreales dar. Fantastisches und Reales greifen ineinander. So kann man feststellen, dass eine scheinbar unmögliche Synthese von Romantischem und Aufklärerischem erfolgt. Denn einerseits erlebt man im Buch den Zauber der Natur, der nicht entzaubert werden will, und auf der anderen Seite wird aus den Naturwissenschaften weniger Bekanntes erklärt. Entsprechend begegnen sich Fiktives und Wirkliches, wobei die harte Realität nicht ausgespart wird. Dies bedeutet für das Buch, dass es keineswegs vorhersehbar ist, ob die Hauptfigur am Ende unbeschadet aus der Geschichte hervorgeht. Denn auch er bleibt nicht unberührt von den hässlichen Seiten des Lebens und besitzt nicht die Gabe, sich uneingeschränkt darüber hinwegzusetzen. So werden Gegenmodelle einander gegenübergestellt. Gewissermaßen als roter Faden fungieren dabei Mutter Natur und ihre Kinder als Allegorien. Indem sie nicht nur abstrakte Begriffe sind, ist es möglich, dass ihnen Dinge in der Welt der Menschen widerfahren, wofür viele Menschen bereits den Blick verloren.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Schreiben Sie derzeit an einem neuen Buch?
Die Verlagserfahrung mit Europa Buch war und ist sehr gut. Dies begann bei der Kontaktaufnahme, setzte sich fort bei der Logistik, bei der Zusammenarbeit mit der Lektorin bis hin zum Pressesprecher. Als Neuling in der Literaturlandschaft erhalte ich wichtige Anregungen, um Werbung zu betreiben. Entsprechend fühle ich mich in der „Europa Buch-Familie“ gut aufgehoben und nicht im Stich gelassen. Da wir über einen langen Zeitraum Kontakt unterhalten, gibt das Gefühl, dass das Buch vergleichbar mit einem Kind ist, das aus der Taufe gehoben wird. Das Erscheinen des Buches wird nicht nur als zeremonieller Akt gesehen, sondern man übernimmt darüber hinaus Verantwortung und begleitet Buch sowie Autor, wenn das Werk den Weg in die Öffentlichkeit antritt.
Ursprünglich hegte ich nicht die Absicht, ein neues Buch zu schreiben und betrachtete die Geschichte von „Mutter Natur und ihre[n] Kinder[n]” als abgeschlossen. Doch eine Reportage von Céline Cousteau, der Enkelin des Meeresforschers Jacques Cousteau, regte mich dazu an, die Geschichte fortzusetzen und daran anzuknüpfen. Während im eben erschienenen Buch der Haupthandlungsort Eurasien ist und der Amazonasregenwald nur als Ausgangsort der Handlung vorgestellt wird, soll nun die Bedrohung der indigenen Völker im Amazonasregenwald den Schwerpunkt bilden. Denn auch hier hört man nur gelegentlich von der durch Bolsonaro veranlassten Zerstörung der „Grünen Lunge“. Doch wie es dabei den Indianern ergeht, erfährt man nur oberflächlich.
Wir danken der Autorin für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. Mutter Natur und ihre Kinder von Jana Berger, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden, denn es gibt uns Hoffnung auf ein friedliches und glückliches (Über-) Leben für alle.