Heute besprechen wir das Buch Eisblumen. Der siebte Tag von Ernst Hilmer, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit dem Autor des Buches, um die literarischen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die der Autor im Laufe seines Schreibens anspricht und die er mit seinen Leserinnen und Lesern teilen möchte.
Eisblumen. Der siebte Tag von Ernst Hilmer, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist eine Gedichtsammlung von großem Wert und Feingefühl.
Staunen vor den kleinen Wundern der Natur, Selbstreflexion und Zorn über die Zerstörung unserer Umwelt beschreiben den Spannungsbogen, innerhalb dessen sich die Motive der Lyrik Ernst Hilmers entfalten.
Hier ist das Interview mit dem Autor: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen bestimmen Ihre Gedichtsammlung?
Was mich bewegt, sind die Erfahrungen mit der Natur, die Überraschungen, die sie bereithält. Dabei sind es nicht die großen Schauspiele wie Hochgebirge oder Gran Canyon, sondern die kleinen Beobachtungen, für die man Zeit braucht, die der aufmerksame Wanderer bereithält.
Der andere Bereich meiner Themen sind die persönlichen Lebenserfahrungen: der Blick der Kinder, die Perspektiven der Jugend, erwachende Liebe und die Erfahrung mit dem Älterwerden. Beobachtungen bei Reisen, Begegnungen mit Menschen in anderen Ländern und Kontinenten spielen eine zunehmende Rolle. Dabei wird mein Blick zunehmend geschärft im Hinblick auf Zerstörung der Umwelt der Menschen und ihrer Lebensbedingungen und die daraus folgende Vertreibung aus ihrer angestammten Heimat.
Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Stücke?
Es sind Sachverhalte, die ich aus der Tageszeitung erfahre. Beobachtungen, die ich während meiner Reisen mache. Aber auch Geschichten und Begebenheiten, die ich von meinen Freunden und Freundinnen erzählt bekomme. Und Freunde habe ich viele, in verschiedenen Teilen der Welt, Menschen, die ich während meiner Arbeits- und Lebensaufenthalte in Lateinamerika und Afrika kennen gelernt habe.
Natürlich beobachte ich auch die Politik genau: Wie geht sie um mit den existenziellen Themen wie die Zerstörung der Lebensbedingungen der wild lebenden Tiere, dem Insektensterben, der Monokultur und Abholzung der Wälder, drohender Szenarien durch die Genmanipulation und der Atomkraft und der Militarisierung der Welt.
Ja, und dann gibt es ja auch noch den privaten Bereich, die Liebe, Erwartungen und Enttäuschungen, die sie mit sich bringt.
Ich gehe gern wandern, oft auch größere Strecken und mache auch einmal im Jahr eine größere Radtour, meistens allein, höchstens zu zweit. Da hat man viel Zeit, nachzudenken und man sieht vieles, was dem gehetzten Zeitgenossen meistens entgeht.
Was möchten Sie den Leserinnen und Lesern vermitteln?
Die Aufgabe der Literatur ist es nicht, den Menschen vordergründig etwas zu vermitteln. Das gibt es zwar auch, denken wir nur an Kinderliteratur wie den Struwelpeter. Oder an besondere Umbruchszeiten, wie es in der Aufklärung am Vorabend der Französischen Revolution der Fall war. Wenn überhaupt möchte ich den Blick meiner Leserinnen und Leser schärfen für die Schönheit der Natur, vielleicht auf für die Errungenschaften des Menschen in der Kultur und damit auf das, was für immer verloren gehen kann, wenn man es übersieht, es nicht achtet. Es ist wie wenn ich mit meinem Freund oder meiner Freundin spazieren gehe und ich sehe eine aufblühende Blume – oder auch einen toten Vogel, oder heranrückende Baumaschinen, die wieder ein Stück Erde zu-asphaltieren wollen – und wir weisen uns stumm darauf hin oder bezeugen uns unsere Betroffenheit.
Meinen Leserinnen und Leser möchte ich auch aufmuntern sich zu engagieren für den Erhalt unserer schönen Welt, als Schülerinnen und Schüler (wie es uns die Bewegung Friday for Future vormachen), im Rahmen ihres Studiums und ihres Berufes, im dritten Lebensalter. In jedem Alter kann man beginnen, Musik zu machen, zu malen und zu dichten.
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und auf welche literarischen Modelle beziehen Sie sich?
Ich habe kein literarisches Modell, nach dem ich mich bewusst richte. Ich habe angefangen zu schreiben, weil ich einen besonderen Gedanken besonders ausdrücken wollte. Ich habe als Kind Gedichte auswendig gelernt, nicht weil ich musste, sondern einfach weil sie mir gefallen haben, weil sie mir nahe gegangen sind.
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten schön (poetisch) zu schreiben. Für einige bedeutet Modernität, auf Reim und Rhythmus zu verzichten. Ein Gedicht ist oft nur ein Prosatext in Versform. Ich glaube, diese Kolleginnen und Kollegen vergeben sich vieler Möglichkeiten, die unsere Sprache bereithält.
Ich selbst lese gerne Gedichte. Angefangen von Walter von der Vogelweide bis Andreas Gryphius, von Bertolt Brecht bis Ingeborg Bachmann. Und lasse mich inspirieren von Zeitgenossen wie Marion Poschmann und Jan Wagner.
Ich überlasse es Kompetenteren meinen Schreibstil zu beurteilen und ein Schubfach zu finden für ein literarisches Modell, dem meine Gedichte angeblich entsprechen.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Planen Sie, weitere Bücher zu schreiben?
Meine Verlagserfahrungen mit Europa Buch waren bis jetzt sehr gut. Die Betreuerinnen und Betreuer sind auf meine Eigenarten und Wünsche mit viel Geduld eingegangen. Die Lektorinnen und Lektoren haben sich in meine Texte hineinversetzt, sodass wir gemeinsam ein ansprechendes Layout erarbeiten konnten. Es ist ein Werk von vielen, auch vom Vertrieb. Ein abschließendes Urteil wird man sich erst bilden können nach einer bestimmten Zeit. Letztendlich ist es der Leser, der beurteilt, ob ein Werk gut ist. An den Früchten wird man es erkennen, früher oder später.
Ich stehe kurz vor der Herausgabe einer Erzählung, in der es um meine Familiengeschichte geht: Um die Frage, wie es einem Menschen gelingt, aus dem Unmenschentum, nach dem er modelliert wurde, sich zu befreien und Teil einer demokratischen und humanistisch-orientierten Gesellschaft zu werden. Und um eine Pilgerwanderung von den Kalkalpen in den Bayerischen Wald.
In Zukunft habe ich vor, die Begebenheiten und Vorkommnisse wieder aufleben zu lassen, die mir in den Lebenszeiten in Lateinamerika und Afrika widerfahren sind. Begegnungen mit Menschen, die mich geprägt haben. Menschen, die ich verloren habe und immer in mir leben werden.
Wir danken dem Autor für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Themen auf den Kern zu bringen. Eisblumen. Der siebte Tag von Ernst Hilmer, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden, weil diese Gedichtsammlung es ermöglicht, uns der Schönheit der Natur bewusst zu werden, sie zu schätzen und zu schützen.