Heute besprechen wir das Buch LEBENSGESCHICHTEN von Dr. Hannelore Danders, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit der Autorin des Buches, um die literarischen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die die Autorin im Laufe ihres Schreibens anspricht und die sie mit ihren Leserinnen und Lesern teilen möchte.
LEBENSGESCHICHTEN von Dr. Hannelore Danders, erschienen beim Verlag Europa Buch, erzählt von den Erinnerungen der Autorin an ihr ereignisreiches Leben. Akribisch und lebendig schreibt sie von traumatischen Ereignissen, die sie schon als Halbwüchsige durchstehen musste. Verschiedene wertvolle Erfahrungen sind in diesem Buch enthalten: das Ende des Krieges, der Beginn eines selbstständigen ihren Lebensweges, die Liebe für die russische Sprache und letztlich die Berufsfindung. Interessantes erfahren wir auch über ihren Mann Siegfried, ihre große Liebe, und die manchmal doch so turbulente Beziehung. Es ist beeindruckend, wie die Autorin nicht nur über ihr Leben in der DDR erzählt, sondern auch über die Periode des Kalten Krieges berichtet, den sie in Ost und West mit wachsender Sorge verfolgt. Doch darüber hinaus hat sie noch viel mehr zu erzählen. Hannelore Danders ist eine wertvolle Zeugin ihrer Zeit.
Um mehr darüber zu erfahren, ist hier das Interview mit der Autorin: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen bestimmen ihre Lebensgeschichten?
Geborgene Kindheit in einer Mittelstandsfamilie zur Vorkriegszeit.
Wie der Krieg plötzlich zuschlägt und Voreingenommenheit einer Halbwüchsigen das Gehirn vernebelt.
Auf der Suche nach selbstbestimmten Lebenswegen. Wie die Begegnung mit sowjetischen Soldaten das eigene Denken und Handeln beeinflussen.
Verliebtheit, aufkommende Lebenslust und die Suche nach einem Partner fürs Leben sind auch Hoffnungsanker für ein Leben ohne Vater.
Begeisterung für die russische Sprache – oder wie aus Hass Freundschaft wurde.
Lehrer werden ist nicht schwer, Lehrer sein dagegen sehr.
Wie es nach Not und Entbehrung langsam bergauf ging, Mitgefühl trotzdem nicht auf der Strecke blieb.
Auf welche Weise sich nach anfänglicher Anpassungsbereitschaft Selbständigkeit und Stärke entwickeln – nicht nur im Familiären!
Das Leben in zwei Gesellschaftsordnungen. So war es eben!
Wie würden Sie Ihren Schreibstil beschreiben und wie hilft er, Ihr Denken zu vermitteln?
Der Schreibstil passt sich der Absicht der Autorin an, dem Leser größere Zeitabläufe an einzelnen Schicksalen bildhaft und authentisch vor Augen zu führen. Dies geschieht in Form von episodischen Erzählungen.
Wesentliche Erfahrungen, Höhe- und Wendepunkte im Leben der Autorin werden in Form von Geschichten erzählt. Sie führen den Leser so von einer Stufe zur anderen.
Eingeschlossen sind politische Ereignisse, die sie beeinflussten, hier aber nicht gewertet werden. Wertungen überlässt sie vorwiegend dem Leser.
Indem sie sowohl eigene Schwächen als auch die anderer Personen zum “Klingen” bringt, kommen sowohl Heiterkeit als auch Traurigkeit zum Tragen. Das Leben der Autorin wird insofern auch durch den Schreibstil glaubhaft vermittelt. Sie stellt dar, was und wie sie es erlebt hat. Der geneigte Leser kann ihr Handeln durch seine Erfahrungswelt ganz anders sehen.
Einige Gedichte sollen die Emotionalität der Ereignisse verstärken. Aber auch sie haben ihren Platz im Authentischen. Um die Authentizität zu erhöhen, wird bisweilen die direkte Rede eingebunden.
Welche persönlichen und alltäglichen Erfahrungen kommen in Ihrem Text zum Ausdruck?
Persönliche Erfahrungen fast aller Lebensbereiche kommen in den Texten zum Ausdruck. Als Kind erfährt die Autorin wenig von dem , was die Eltern bewegt oder umtreibt.
Naiv und ohne jemanden zu befragen nimmt sie die Hitlerzeit an. Früh erfährt sie die Zuneigung von Menschen ihrer Umgebung, besonders der Mitschülerinnen. Nicht nur mit Frauen, auch mit Männern ist sie gern befreundet, macht vielfältige Erfahrungen und ist bereit von ihnen zu lernen , sich mit ihnen zu messen, sie gegebenenfalls zu lieben.
Die Erfahrung von Kriegs- und Nachkriegserlebnissen ist für sie lebensprägend. Sie wird Internationalistin, was im 2. Band besonders zum Tragen kommt. Dieser Überzeugung bleibt sie bis zum heutigen Tag treu. Als Frau ist sie Mutter und gleichzeitig berufstätig. Ihre Aus- und Weiterbildung dauerte 14 Jahre. Der Bildungsweg als Fernstudentin war nicht leicht für sie.Doch Erfolg und Anerkennung stärkten sie. Die Liebe zu ihren Kindern hatte trotzdem einen hohen Stellenwert. Neue Erfahrungen sammelte sie durch verschiedene Moskaubesuche. Es war eine neue Welt, die ihr Fühlen und Denken in jeder Hinsicht stark berührte bzw. beeinflusste. Erst jetzt erkannte sie, welchen Leiden Sowjetmenschen durch den Rassenkrieg und Vernichtungskrieg Hitlers im Osten tatsächlich ausgesetzt waren.
Menschen zu verlieren war für sie der größte Verlust . Das Leid der anderen traf sie tief, war oft auch das ihre. Auch daraus wuchs ihr ständiger Drang nach Erkenntnis.
Was möchten Sie den Leserinnen und Lesern vermitteln?
– Krieg macht etwas mit Menschen.
Er führt zu Verlusten, die nie wieder gut zu machen sind. Ein Mensch verliert Vater, Mutter, den Geliebten, den Ernährer – ein Leben in Todesangst. All das bestimmt das sich entwickelnde Wertesystem grundlegend, besonders dann, wenn man eine glückliche Kindheit erlebt hat, wenn die Mutter das Leben danach nicht meistern kann.
– Zu Konfliktsituationen
Neue Orientierung suchen, Beistand leisten, nicht aufgeben. z.B. dem Übel „Krieg“ auf die Spur kommen. (zuerst suchte ich die Schuld bei anderen, den ehemaligen Feinden, dann studierte ich das Phänomen, entschied mich für Frieden und Völkerfreundschaft. (FDJ, Weltfestspiele, D.S. Freundschaft)
– Ich zeige, dass…
… Frauen in der DDR eine Chance hatten, einen Beruf zu ergreifen und zu arbeiten. Dass es viel Kraft kostete, nebenbei Kinder zu erziehen und sich noch weiterzubilden bzw. gesellschaftlich tätig zu sein. Dass es durch Überforderung zu Konflikten in der Ehe kommen kann und diese trotzdem nicht scheitern muss, wenn beide an einem Strang ziehen.
Ich will vermitteln, dass der Mensch verführbar ist, wenn systemische Missstände und Staatsvergehen (bzw. Verbrechen wie Gulag u. Stalinscher Terror, Stasi) nicht oder zu spät kommuniziert werden. Dass es für einen Menschen, der hohe Wertevorstellungen hat (Völkerfreundschaft, Menschenwürde u.a.) wenn er Schritt für Schritt erkennen muss, dass er belogen wurde und in z.T. falschen Kontexten gehandelt hat. Dass er trotzdem nicht aufgeben darf bei der Suche der Wahrheit, auch wenn er sie nie ganz finden wird.
– Ich will vermitteln, dass…
… Freunde im Leben wichtig sind und dass man dafür auch Toleranz zeigen muss
… Beruf gelingen kann, wenn eigene Interessen zugrunde liegen und Talente entfaltet werden können, man ihn gern, z.T. mit Liebe ausübt
… Leben gelingen kann, trotz schwieriger Bedingungen, wenn man nicht nur das eigene Ego sondern substantiell den „anderen“ im Sinn hat; dass schöngeistige Literatur hilft, gesellschaftliche Vorgänge besser zu verstehen aber auch dazu beitragen kann, das eigene Leben danach auszurichten (L. Tolstoi – Gier kann tödlich sein)
… dass man etwas wagen, riskieren sollte, wenn man aus irgendeinem wichtigen Grund etwas verändern muss, auch wenn es Mühe und Anstrengung kostet
Ich möchte den Leserinnen und Lesern vermitteln, dass Familie ein wesentlicher, vielleicht auch der wesentlichste Teil einer Gesellschaft ist und dass man sich gegenseitig beistehen muss, denn Zusammenhalt stärkt Menschen, gibt Vertrauen und Zuversicht oder Trost, wenn das Lebensende unausweichlich ist
Was war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Planen Sie, weitere Bücher zu schreiben?
Im Internet machte ich mich mit dem Europaverlag bekannt. Über das, was ich dort über den Verlag las, war ich hocherfreut. Teamarbeit sollte höchste Priorität haben. Auch andere Parameter der Vorstellung begeisterten mich. So war ich froh, als Bewerberin für eine Publikation ausgewählt zu werden. Lobend erwähnen möchte ich Herrn Dr. Paolo Finistrella, den Pressesprecher des Verlags. Er informierte mich über anstehende Zuarbeit in einer Weise, die mich ansprach und motivierte. Jetzt ging es allerdings um die Veröffentlichung und Werbung. Meine Zuarbeit für ein Interview steht noch aus, wird aber in den nächsten Tagen erfolgen.
Wir danken der Autorin für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Themen auf den Kern zu bringen. LEBENSGESCHICHTEN von Dr. Hannelore Danders, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden und lässt uns auf eine tief persönliche, geschichtliche, politische Reise gehen. Dieses Buch setzt Zeichen gegen Unrecht, Hass und Intoleranz setzen, reflektiert die deutsche Vergangenheit, reflektiert und trägt zur Verwirklichung des Friedensgedankens bei.