Heute besprechen wir das Buch MEIN ONKEL AUS TAIWAN von Uie-Liang Liou, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit der Autorin des Buches, um die persönlichen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die die Autorin im Laufe ihres Schreibens anspricht und die sie mit ihren Leserinnen und Lesern teilen möchte.
MEIN ONKEL AUS TAIWAN von Uie-Liang Liou, erschienen beim Verlag Europa Buch ist ein Gesellschaftsroman, der die Geschichte einer Kultur, eines Volkes, von Traditionen erzählt, die unterdrückt werden und in ihrer freien Autonomie anerkannt werden wollen.
Dank der Wechselfälle einer Familie kann der Leser viel über die internationale Politik und die Notwendigkeit, eine echte brüderliche Union zwischen den Völkern aufzubauen, verstehen.
Um mehr darüber zu erfahren, ist hier ein Interview mit der Autorin: Viel Spaß beim Lesen!
Welche Themen bestimmen das Buch?
Das Buch handelt sich von einem dynamischer Prozess von der Diktatur zur Demokratie und meiner eigenen Selbstfindung. Ich habe durch die Biographie meines Onkels erfahren, wie man in Taiwan in der Diktatur lebte. Dadurch wurde mir bewusst, wie ich selbst damals in der Zeit die Diktatur erlebte. Gehirnwäsche merkt man nicht, wenn man selber nicht wachsam nachdenkt. Ich finde, nur durch echte Erlebnisse der Menschen, kann man die Geschichte wirklich wahrnehmen und sichtbar werden.
Wie würden Sie die Mentalität, die Traditionen und die kulturelle Identität des taiwanesischen Volkes beschreiben und wie wurden sie von den chinesischen Behörden unterdrückt?
Ein Japaner beschrieb Taiwaner mal so: „Angst vor Tod“ „ lieben Geld“ „ lieben Gesicht“ . Das stimmt zum Teil. Aus dem Grund „Angst vor Tod “ ist es in der Zeit der Pandemie gelungen richtig zu kämpfen. Die Menschen haben viel Schutzmaßnahmen ernst genommen und mitgemacht. Sie denken nicht nur an sich selber, sondern auch an andere Mitmenschen.
Wir sind sehr Gastfreundlich. Wenn wir zusammen Essen gehen, lassen wir auf keinen Fall die Gäste selber zahlen. Gäste zahlen lassen bedeutet das Gesicht zu verlieren.
Außerdem vermeiden wir die Konflikte sehr. Um Konflikte zu vermeiden, geben wir oft unsere eigene Interesse nach oder sogar auf. Das ist der Grund, dass wir kein Religionskonflikt haben, und die Kinder die Meinungen oder Interessen der Eltern folgen.
Wir pflege alte Tradition sehr aus religiösen Grund. Aber im Alltag ist das Glauben nicht so wichtig. Es wird Niemanden gefragt, welche Religion man hat.
Taiwan ist von Kultur her sehr bunt. Seit dem 17 Jahrhundert waren wir von den Niederlanden, Spaniern, China, Japan und wieder China kolonisiert. Wir mussten Toleranz lernen, um die verschiedene Besitzer zu bedienen und zu befrieden. Z.B. im ältesten Tempel Taipehs, Longshan Tempel stehen drei verschiedene Religionen – Buddhismus , Taoismus, und Konfuzianismus zusammen.
Japanische, taiwanesische, und chinesische Glauben sind in Taiwan harmonisch beisammen. In ausländische Filme sind bei uns immer Originelle Sprache gespielt. Es wird Niemand die Idee haben, in Chinesisch zu synchronisieren.
Die chinesische Unterdrückung ist immer sehr aktuell. In der Vergangenheit war China nicht so mächtig. Jetzt ist China immer mächtiger geworden, und will seine Muskeln zeigen. China verhindert seit Jahrzehnten das Taiwan in die UNO kommt, auch den Beitritt zur gesundheitlichen Einrichtung WHO-World Health Organisation wird verhindert. Mit alle möglichen Mittel unterdrückt China Taiwan eh und je. In Inland leidet Taiwan viel unter dem chinesischen politischen Einfluss. China manipuliert und sorgt dafür, dass Taiwans Gesellschaft extrem Gespalten ist. So bleibt es möglich, das China Taiwan erobert.
China nennt das Wiedervereinigung. „Wiedervereinigung“ ist für Taiwan ein großer Alptraum und Katastrophe. Das Bedeutet das die Demokratie in Taiwan, für die 80 Jahre gekämpft wurde und gerade gewachsen wird, wieder zu vernichten. Das kann Niemand akzeptieren. Für Taiwaner reicht einmal (ROC)China, aber bitte nicht noch einmal (VR rot)China.
Welche Werte verkörpert das Leben Ihres Onkels Ihrer Meinung nach?
Er achte auf sehr Gerechtigkeit. Er sagte, er ist nicht Opfer sonder politischer Häftling. Er weiß ganz genau was er machte, er musste den Tod als Folge annehmen. Aber er konnte nicht akzeptieren, dass er ohne richtige Beweisen inhaftiert wurde. Denn er achtet sehr auf Gerechtigkeit, gab er trotz grausamer Folter nie an, wo der Beweis lag. Da andere sieben Menschenleben mit seiner Aussage zusammenhingen. In der aktueller Anklage geht es ihm genau so. Er kämpft um seine Gerechtigkeit ständig weiter.
Was möchten Sie den Leserinnen und Lesern in Deutschland vermitteln?
Austausch. Die Menschen in Deutschland kennen Taiwan viel weniger als umgekehrt. 2014 ist mein erstes Buch in Taiwan„Deutschland im Spiegel “ publiziert, und mit großem Erfolg. Taiwaner sind sehr neugierig auf Deutschland. Jetzt bin ich so lang in Deutschland, dass ich von meiner Heimat den Menschen meiner neuer Heimat erzähle.
Deutschland braucht Kenntnisse von anderen Ländern, um seine Mitmenschen zu verstehen und die Weltpolitik zu beherrschen. Deutschland ist ein demokratisches Land, und hat auch eine Diktatur hinter sich. Deutschland solle nicht nur die eigene dunkle Seite bewältigen, sondern auch bei der Diktatur Chinas eine klare Position zeigen. In der Welt interessiert viel mehr, ob Deutschland die Diktatur Chinas unterstützt. Leider ist das aktuell der Fall.
China hat viel von den Nazis gelernt. Das ist weltbekannt geworden. Aber deutsche Regierung will es nicht wissen und auch nicht darauf aufmerksam machen. Das sind natürlich unterschiedliche Fälle. Aber die Tendenz ist erkennbar. Mann soll nicht blind mit China umgehen. Besonderes auch weil Deutschland diese dunkle Vergangenheit hatte. Man erwartet, dass Deutschland von seiner Vergangenheit gelernt, und gegen Chinas-KZ (von Uiguren) wachsam ist. Viele Deutsch erkennen nicht an, dass China „Nazis“ werden können. Deutsche vermeiden China mit Nazis zu vergleichen. Aber auch jetzt ist China nicht Nazis, aber China lernt von der Nazi Ideologie. Sie sterilisieren die Frauen in Uiguren, bauen KZs. Völkermord in Uiguren passiert genau so in Nazi Zeit in Deutschland. Deutschland darf nicht wegschauen.
Als Taiwan April 2020 Deutschland Million Masken gespendet hat, traute sich die deutsche Regierung nicht mal den Namen „Taiwan“ als Dankwort zu sagen. Deutschland wird China gefallen tun. Aber das ist nicht nur schade sondern eine Schande für Deutschland. Zur Zeit fehlt Taiwan sehr viel Impfungen, weil China es verhindert. Die demokratische Länder in Europa und Weltweit unterstützen Taiwan wie z.B. Litauen,Tschechien und Polen, USA und Japan. Sie spenden die Impfungen für Taiwan als Verbundenheit demokratischer Länder. Aber es fehlt Deutschlands demokratische Verbundenheit. Deutschland braucht eine Regierung, die mehr mit demokratische Länder verbindet, und sich um den Wert der Demokratie kümmert.
Wie war Ihre Verlagserfahrung mit Europa Buch? Würden Sie es wieder tun? Planen Sie, weitere Bücher zu schreiben?
Gut, ich habe gute Erfahrung damit. Ja, ich würde es wieder tun. Ich plane mein nächstes Buch in Taiwanesisch zu schreiben. Die Taiwanesisch ist meine Muttersprache. Aber ich kann sie nicht lesen und schreiben. Damals hat unser Regime meine muttersprachliche Zunge abgeschnittenen. Ich möchte meine Zunge der Muttersprache wieder wachsen lassen. Und ich lerne zur Zeit online mit meinem Lehrer aus Taiwan und lese Artikel in Taiwanesisch. Das ist mein nächstes Projekt.
Ich finde in der deutsche Zeitung und Medien sehr wenig Platz oder Raum für MigrantInnen. Wir MigrantInnen sind eher in einer geschlossenen Gesellschaft. In der Offensichtlichkeit gibt es in deutsche Medien nur indirekt Möglichkeit durch Interview zu äußern. Unsere Stimmen sind kaum zu hören, obwohl wir auch ein Teil der Gesellschaft sind. Ich wünsche mir sehr, in der Voröffentlichkeit mehr direkte Stimmen von MigrantInnen aller Gruppe in der Gesellschaft zu hören und mit einheimischen Menschen in Dialog zu bringen. Z.B. eine Kolumne zu schreiben oder einer Sprecher der Radiosendung von MigranntInnen zu hören. Deutschland wird durch MigranntInnen viel bunter und interessanter werden und dadurch bereichert werden. In der Öffentlichkeit für verschieden Herkunft Sichtbar machen ist sehr wichtig für eine demokratisches Land. Toleranz und Dialog bringt die Menschen zueinander und nicht mehr so oft nebeneinander.
Durch meine chinesische Bücher in Taiwan schreibe ich jetzt zwei Kolumne in digitale Zeitschrift in Taiwan. In der Schreibwerkstatt kann ich auch meine Gedanken ausdrücken. Sie können hier lesen.
https://www.facebook.com/Schreibwerkstatt-Liou-Uie-Liang-von-Taiwan-391152604860029/
Wir danken der Autorin für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Erfahrungen auf den Kern zu bringen. MEIN ONKEL AUS TAIWAN von Uie-Liang Liou, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden, denn sie eröffnet uns den Zugang zu einer Kultur und einer Welt, die um ihre Freiheit kämpft und die es zu schützen gilt..