Heute besprechen wir das Buch MEDIUS von Simone Decker, erschienen beim Verlag Europa Buch. Wir präsentieren hier ein Interview mit der Autorin des Buches, um die literarischen Aspekte und die wichtigsten Erfahrungen zu verdeutlichen, die in diesem Text verdichtet sind. Wir besprechen auch die wichtigsten Themen, die die Autorin im Laufe ihres Schreibens anspricht und die sie mit ihren Leserinnen und Lesern teilen möchte.
MEDIUS von Simone Decker, erschienen beim Verlag Europa Buch, ist ein dystopischer Roman, der in der Zukunft spielt und in dem es nicht nur um Kontrolle, sondern auch um Rebellion, Liebe und Solidarität zwischen den Menschen geht.
Es ist das Jahr 2075. Vierzig Jahre nach dem weltweiten Bürgerkrieg wurde ein System eingeführt, das alle Kinder ab neun Jahren ihren Familien entreißt und ihnen ein komplett durchgeplantes Leben aufzwingt. Xea, eine unbedeutende Medius, scheint die Einzige zu sein, der dieser Irrsinn widerstrebt. Erst, als sie auf einen Geheimbund stößt, der das System stürzen will, erkennt sie, dass dieser Irrsinn auf einem erschütternden, viel weitreichenderen Geheimnis basiert. Als sich Xea dazu entschließt, sich dem Bund anzuschließen, gerät sie in ein wahres Gefühlschaos zwischen Ronos, ebenfalls ein Medius und dem mysteriösen Trajan, der der Oberschicht angehört und sie zutiefst hasst und doch auch heiß begehrt. Zu all dem kommt auch noch ein waghalsiger Auftrag dazu, der sie in Schwierigkeiten verstrickt, die sie so niemals vorhersehen hätte können…
Hier ist das Interview mit der Autorin: Viel Spaß beim Lesen.
Welche Themen bestimmen das Buch?
Ganz spontan würde ich sagen: Liebe, Sex, Hass, Wut, Machtlosigkeit und Unterdrückung. Im Vordergrund steht aber eine Liebesgeschichte, in der meine Protagonistin Xea hin- und hergerissen ist zwischen zwei Jungs, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite Ronos, der sie abgöttisch liebt und wie sie ebenfalls ein Medius ist und auf der anderen Seite Trajan, der der Oberschicht, also den Superior angehört und ihr bis zum Schluss ein Rätsel bleibt. Obwohl Xea weiß, dass Ronos die richtige Wahl ist, geht ihr Trajan dennoch mehr unter die Haut, und das nicht nur im guten Sinne. Trajan scheint nämlich zwei Gesichter zu besitzen.
Wie passt es zum Beispiel zusammen, dass er sie beschützt, als sie beinahe vergewaltigt wird und sie auf eine Weise ansieht, als würde er vor lauter Verlangen nach ihr vergehen, nur um sie dann Tage darauf in aller Öffentlichkeit aus vollem Hass zu demütigen und dabei auch noch, ohne mit der Wimper zu zucken, dabei zu zu sehen, wie sie brutal zusammengeschlagen wird?
Ein weiteres großes Thema ist aber auch die Klassengesellschaft, in der die Bevölkerung in meinem Buch eingeteilt ist. Und da die drei Schichten so weit auseinanderklaffen, sind Themen wie Macht, Wut und Unterdrückung praktisch schon vorprogrammiert. Dazu kommt aber auch die Fassungslosigkeit von Xea, da es scheinbar niemanden stört, dass einige wenige Superior über die ganze Bevölkerung bestimmen, indem sie ihnen ihr Leben vorschreiben, angefangen vom Alltag, wie zum Beispiel der Garderobe, der Arbeit oder den Freizeitbeschäftigungen bis hin zur Familienplanung und dem Wohnort.
Wieso also scheint Xea die Einzige zu sein, die den Mut findet, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um dagegen vorzugehen?
Welche Literatur- und Filmautoren haben Sie zu diesem Buch inspiriert?
Zu der Idee meines Buches eigentlich niemand Direktes, aber meine Liebe für Fiction und Fantasy habe ich vielen Autoren und Autorinnen zu verdanken. Ursula Poznanski, James Dashner`s „Maze Runner“, Suzanne Collins „Panem“ oder Ally Condie`s „Die Auswahl“ sind nur ein paar wenige Namen unter vielen, vielen großen Schriftstellern, zu denen ich ehrfurchtsvoll aufblicke. Ihre Ideen von einer Zukunft in weiter Ferne sind an Einfallsreichtum und Spannung kaum zu überbieten.
Doch um ein Buch für mich erst richtig lesenswert zu machen, braucht es auch immer eine Liebesgeschichte, die unter die Haut geht. Anfangs war es für mich schwer, Worte zu finden, die nur annähernd das Gefühl von Liebe beschreiben konnten, so dass ich bewusst auf Romane zurückgegriffen habe, die meiner Meinung nach in diesem Genre wahre Meisterwerke sind. Die „After“-Reihe von Anna Todd oder „Twilight“ von Stephenie Meyer können sich da mitunter an vorderster Stelle einreihen.
Kann Fiktion Ihrer Meinung nach die Zukunft vorwegnehmen? Ist eine dystopische Gesellschaft wirklich möglich?
Nie im Leben würde ich mir erlauben, zu behaupten, etwas ist möglich oder unmöglich. Im Laufe unserer Geschichte hat sich immer wieder herausgestellt, dass Sachen machbar sind, die wir niemals für realisierbar gehalten hätten. Nehmen wir bloß mal die Medizin. Hätten wir den Leuten im 17. oder 18. Jahrhundert vorhergesagt, man könne sich irgendwann mal gegen Pocken, an denen ja damals jeder 7. Erkrankte starb, impfen, dann wäre man ausgelacht worden.
Doch jetzt wieder zu meinem Buch zurück, ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es bei uns so weit kommt. Zumindest nicht in diesem Ausmaß. Ich muss aber dennoch ein wenig schmunzeln, denn, obwohl ich mein Buch lange vor „Corona“ geschrieben habe, ist die Idee mit der Zwangsimpfung, die die Medius und Inferior jährlich über sich ergehen lassen müssen, nun ja nicht mehr allzu weit hergeholt. Bei uns ist es zwar noch nicht Pflicht und wir werden dadurch auch nicht manipuliert (das hoffe ich zumindest!), aber ich könnte mir vorstellen, dass es zur Pflicht werden könnte, wenn wir die Corona-Pandemie nicht in den Griff bekommen. Und auch die Naturkatastrophen häufen sich von Jahr zu Jahr mehr, wie in meinem Buch.
Doch, dass es zu einem globalen Aufstand der Menschen kommen wird, kann und will ich mir nicht vorstellen. Dafür sind wir viel zu gebildet und kultiviert. Meiner Meinung nach kann also Fiction die Zukunft in keinster Weise vorwegnehmen, sondern ist rein dazu da, um zu unterhalten oder höchstens ein paar Denkanstöße auszulösen.
Was sind die Ursachen für den globalen Bürgerkrieg und warum entsteht eine Gesellschaft mit diesen im Buch beschriebenen Regeln?
Der globale Bürgerkrieg basiert auf der Untätigkeit der Politik.
In der Vergangenheit wurde keinerlei Augenmerk auf die Umwelt und den Erhalt der Erde gelegt, sondern nur auf die Industrialisierung und gewinnbringendste Ausbeutung von Mensch und Natur. Folgenschwere Umweltkatastrophen, Stress, Hektik, Krankheiten und vor allem die Unzufriedenheit der Bevölkerung waren demnach unaufhaltsam, so dass sich das „gemeine Volk“ als letzten Ausweg gegen die „Lenker“ der Länder gestellt haben. Und das mit roher Gewalt, denn allein mit Reden wurde in der Vergangenheit nichts erzielt.
Um sich dieser Aufrührer zu entledigen, sahen die Staatsoberhäupter nur noch den Ausweg, diese ebenfalls mit Gewalt aus dem Weg zu schaffen. Das Militär wurde somit dazu verdammt, seine eigenen Landsleute brutal abzuschlachten, bis sie sich ergeben. In Asien wurden sogar Atombomben eingesetzt.
Als dann fast die Hälfte der Menschheit vernichtet war und sich die Bevölkerung erneut ihrem Schicksal zu beugen hatte, musste ein neues System her. Eines, das einen weiteren Bürgerkrieg gar nicht mehr aufkommen ließ, indem sie die Menschen manipulierten und mit dem jährlichen Wechsel verhinderten, dass sich langjährige Freundschaften, Gruppenbildungen oder Untergrundorganisationen bilden konnten.
Außerdem wurde dafür gesorgt, dass ihnen an den wichtigsten Grundbedürfnisse, wie Liebe, Essen, Freizeit und Kleidung nichts fehlte. Doch eines fehlt dennoch und das ist “Heimat“ und „Familie“.
Wie war Ihre Erfahrung als Autor mit Europa Verlag? Würden Sie es wieder tun? Planen Sie, weitere Bücher zu schreiben?
Ich habe mich beim Europa Verlag immer gut aufgehoben gefühlt. Die Menschen, mit denen ich dort zu tun hatte und habe, waren immer freundlich, hilfsbereit und vor allem auch verlässlich und kompetent.
Ich hatte nie das Gefühl, man wolle mir etwas aufzwingen. Ich kann sogar mit gutem Gewissen behaupten, dass mein Buch (bis auf ein paar wenige Rechtschreibfehler) genauso gedruckt wurde, wie ich es zu Papier gebracht hatte. Und das erfüllt mich schon irgendwie mit Stolz.
Ich würde mich also jederzeit wieder in die erfahrenen Hände des Europa Verlages begeben.
Zu ihrer anderen Frage, weitere Bücher sind auf jeden Fall geplant. Momentan schreibe ich am zweiten Teil meiner Medius-Trilogie.
Außerdem habe ich vor „Medius“ schon einen Fantasy-Roman geschrieben, mit dem ich aber noch nicht so ganz glücklich bin. Ich habe auf jeden Fall vor, ihn noch einmal zu überarbeiten und auch damit mein Glück beim Europa Verlag zu versuchen. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn der Verlag in naher Zukunft noch mehr meiner Werke veröffentlichen könnte.
Wir danken der Autorin für die Beantwortung unserer Fragen und die Hilfe, den Text und die damit verbundenen Themen auf den Kern zu bringen. MEDIUS von Simone Decker, erschienen beim Verlag Europa Buch, verdient es, aufmerksam gelesen zu werden. Dieser Roman regt zum Nachdenken über die allgegenwärtigen Risiken und Möglichkeiten in einer Gegenwart an, die niemals als selbstverständlich oder trivial angesehen werden sollte.